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Marco Odermatt und Franjo von Allmen

Unschlagbare Schweizer Skihelden

Unglaublich: Das Schweizer Skiteam scheint die Podestplätze abonniert zu haben. Kaum ein Weltcuprennen, bei dem nicht Odi, Franjo, Lara oder Wendy aufs Treppchen steigen. Das Geheimnis hinter dem Spirit der Skination Schweiz.

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Und prompt gibts einen Hick. In Wengen musste Marco Odermatt die<br />Zinnkanne aus dem Eis pickeln - und traf die Trophäe. Franio von Allmen amüsierts.

Und prompt gibts einen Hick. In Wengen musste Marco Odermatt die Zinnkanne aus dem Eis pickeln - und traf die Trophäe. Franio von Allmen amüsierts.

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Eine weitere Traumwoche: acht Podestplätze für die Schweiz! Erkämpft vom Frauen- und dem Männerteam. Am Lauberhorn der totale Triumph – und die Geburt eines neuen Sterns am Skihimmel! Der 23-jährige Franjo von Allmen feiert im Super-G vom Freitag seinen ersten Weltcupsieg und doppelt am Samstag in der Abfahrt nach, platziert sich hinter Sieger Marco Odermatt (27).

Dass er in Wengen vor Franjo von Allmen gewinnt, «macht das Fest umso besser», sagt ein strahlender Odermatt im Doppelinterview mit dem Teamkollegen. «Heute geben wir wohl schon etwas Gas», sagt Franjo lachend. Tags zuvor gibt seine Mutter zu Protokoll: Ein Sieg habe sich in den letzten Wochen abgezeichnet. «Er musste es aber zuerst runterbringen.»

«Franatiker» mitangereist

Das tat er überzeugend, mit tatkräftiger Unterstützung: Alle Schulklassen seines Heimatdorfs Boltigen BE waren als Fans angereist. «Franatiker» heissen die Supporter des grossen Talents, dessen Karriere vor sechs Jahren auf der Kippe stand. Der Tod seines Vaters hinterliess nicht nur in der Familie eine grosse Lücke, auch die Finanzierung seines Traums, ein Skistar zu werden, war infrage gestellt. Bis ihn Freunde auf die Möglichkeit des Crowdfundings aufmerksam machten. Innert kurzer Zeit war genügend Geld zusammen, er konnte eine weitere Saison anhängen. «Ich war jung, und es war sehr hart für mich», so Franjo von Allmen in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen. «Vaters Tod hat uns logischerweise aus der Bahn geworfen.»

Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider lässt sich zu einem spontanen Ständchen mit Marco Odermatt und Franjo von Allmen hinreissen!

Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider lässt sich zu einem spontanen Ständchen mit Marco Odermatt und Franjo von Allmen hinreissen!

keystone-sda.ch

Heute ist der gelernte Zimmermann Profi, arbeitet nur noch zwischendurch im Beruf («damit ich die Bodenhaftung nicht verliere») oder hilft in der Bagger- und Transportfirma aus, die sein Bruder Kilian vom Vater übernommen hat.

Niemand schnarcht lauter als Franjo von Allmen

Im Team ist die Frohnatur beliebt. Störend an ihm sei nur eines. «Ich kenne niemanden, der lauter schnarcht als von Allmen», stöhnt Stefan Rogentin (30, Dritter im Super-G von Wengen). Zur ärgerlichen Eigenschaft sagt von Allmen im «Blick»: «Weil ich derart laut schnarche, will im Skizirkus niemand mit mir das Zimmer teilen. So komme ich in den Genuss eines Einzelzimmers.»

Durch Marco Odermatt den dreifachen Gesamtweltcupsieger und vierfachen Sportler des Jahres, ist die Schweiz erfolgsverwöhnt. Die Lauberhornabfahrt gewinnt er bereits zum dritten Mal. «Kurz vor meinem Start hörte ich den Jubel im Zielraum und wusste, jetzt hat Franjo Bestzeit. Mir war klar, ich muss Gas geben», sagt der Meister über den Schützling.

Im Zielraum umarmen sie sich, machen Faxen und zeigen das Geheimnis des Schweizer Teams: Jeder und jede mag dem anderen den Erfolg gönnen. «Für Marco ist es in seiner Position einfach, sich zu freuen», sagt Odis Vater Walter Odermatt (56). Aber: «Natürlich würde er sich auch aus einer weniger starken Position heraus freuen. Vielleicht nicht ganz so befreit.» Marcos Bescheidenheit und seine Gabe, sein Wissen weiterzugeben, seien Teil seines Charakters. Für Walter Odermatt sind Marcos Erfolge «eine Genugtuung». Das Wort Stolz mag er nicht. Es klinge überheblich.

Auch die Frauen räumen ab

Etwas im Schatten der Schweizer Skifeste Adelboden und Wengen räumen auch die Frauen ab: ebenfalls mit einem Doppelsieg – beim Slalom in Flachau (A). Camille Rast (25) holt sich ihren zweiten Weltcupsieg und schiebt sich im Gesamtweltcup auf den zweiten Rang. In den bisherigen zehn Rennen in den technischen Disziplinen stand sie nur dreimal nicht in den Top 5!

Hattrick in Cortina: Auf der italienischen Piste stehen Gut-Behrami und Suter zum dritten Mal zusammen auf dem Treppchen.

Hattrick in Cortina: Auf der italienischen Piste stehen Gut-Behrami und Suter zum dritten Mal zusammen auf dem Treppchen.

IMAGO/IPA Sport

Slalom-Altmeister Didier Plaschy (51) über Rast: «Camille war Junioren-Weltmeisterin im Slalom. Dass sie eines Tages ganz vorne landen würde, war absehbar. Sie verlor halt vier Jahre mit Verletzungen und Krankheiten, aber nun ist sie da und zeigt ihre brillante Technik.» Rast ist neben Malorie Blanc (21, Speeddisziplinen), das zweite Jungtalent, das in dieser Saison ihr Können abruft.

«Mit Lara auf dem Podest zu stehen, ist super. Das pusht mich»

Corinne Suter

Die Jungen profitieren von den Teamstützen Wendy Holdener (31) Lara Gut-Behrami (33) und Corinne Suter (30). Zum dritten Mal in dieser Saison wird Slalomkönigin Wendy Zweite. «Ein bisschen nervt es, dass mir so wenig zum Sieg gefehlt hat.» Aber bereits zweimal mit Camille Rast einen Doppelsieg für die Schweiz zu feiern, sei grossartig. Vier zweite und einen dritten Platz hat auch Lara Gut-Behrami auf dem Konto, auf dem bereits 45 Weltcupsiege und 95 Podestplätze verbucht sind! In Cortina (I) realisiert sie zusammen mit Corinne Suter gar einen Hattrick – die zwei Schweizer Speed-Asse stehen zum dritten Mal gemeinsam auf dem Cortina-Treppchen. «Mit Lara auf dem Podest zu stehen, ist super. Das pusht mich umso mehr. Es macht einfach Spass», freut sich Suter. Dieser Teamspirit ist es, der die Fans glücklich und die Skihelden zu Siegern macht.

MR
Monique RyserMehr erfahren
Von Yara Vettiger und Monique Ryser vor 2 Stunden