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Wundermittel für die Haut

Macht uns genug Wasser schön? Und wann ist genug?

Ratgeber und Werbung ermahnen uns, stets viel Wasser zu trinken. Faustregel: Mindestens zwei Liter am Tag. Und je mehr desto besser – für die Haut, das Energielevel. Optimiert uns Wasser tatsächlich von innen und wie viel ist denn nun überhaupt gesund?

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Central Park, New York City, New York, USA.

Genug zu trinken scheint für vieles die Lösung: Es macht uns angeblich wacher, die Haut glatter und optisch ebenmässiger. Wirklich?

Getty Images

Zwei Liter Wasser täglich und mindestens. Ob es uns danach dürstet oder nicht. Und dann? Was passiert dann? Hat dieses Mass an Flüssigkeit wirklich die Effekte, die einem in Ratgebern immer wieder versprochen werden? Schönere Haut, weniger müde, und so weiter … Und noch ketzerischer gefragt: Wer behauptet das mit der 2-Liter-Regel?

Angeblich: Bevor wir überhaupt Durst verspüren

Trinken ist wichtig, heisst es. Wir müssen immer soooo viiiiiiel trinken. Proaktiv. Unser Körper könne nämlich nicht genau signalisieren, wie viel Wasser er wirklich braucht. Wer mit dem Trinken wartet, bis er Durst hat, der hat sich schon aufgegeben. 

Durst darf nicht sein. Nicht in einer Überflussgesellschaft. Durst ist etwas für den globalen Süden. Zwei Liter mindestens sollen wir jeden Tag trinken, so lautet die allgemein akzeptierte Faustregel. Oder mehr! Mehr ist immer besser. 

Angeblich: 2 Liter pro Tag.

Also trinken wir. Ob wir Durst haben oder nicht. Man fragt sich aber, weshalb uns die Evolution bei so etwas Elementarem wie der Flüssigkeitszufuhr mit einem unzuverlässigen Messinstrument zurückgelassen haben sollte. Tatsächlich weiss niemand so genau, woher diese 2-Liter-Regel überhaupt stammt.

«Es gibt keine wissenschaftliche Studien für eine bestimmte Trinkmenge», sagt Dr. med Felix Huber, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin FMH und medizinischer Leiter von mediX Zürich. «Man soll einfach nach dem Durst trinken».

Problem gelöst. Es gibt allerdings Menschen, die kein richtiges Durstgefühl entwickeln. Senior*innen zum Beispiel trinken oft zu wenig und können lebensbedrohlich austrocknen. Schuld daran ist ein Hirnareal, das im Alter weniger zuverlässig funktioniert. Auch Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen wie Nierenproblemen oder Diabetes sollten sich nicht nur auf ihren Durst verlassen. Kinder haben ebenfalls oft zu wenig Durst. Also brauchen wir eben doch eine Art Mindestmass.

Dr. med. Piotr Michel von der Dermatologie Klinik Zürich verweist dabei auf eine Übersichtsarbeit, die besagt, dass man circa 30 ml pro Kilogramm Körpergewicht trinken sollte. Das bedeutet für 60 kg 1,8 Liter, für 70 kg 2,1 Liter und so weiter. Allerdings gibt es auch dazu keine Studien. Man geht davon aus, weil der Mensch im Durchschnitt so viel Flüssigkeit täglich verliert, dass er die Menge wieder aufzunehmen hat.

«Man muss nicht drei Liter Wasser täglich runterstürzen. Gesunde Mengen in regelmässigen Abständen haben eine positive Auswirkung auf die Knochen, das Immunsystem, andere Organe und darunter eben auch die Haut», so Michel. Nun gut, wir trinken also erst, wenn wir durstig sind, aber beachten dabei trotzdem zur Sicherheit noch die minimale Menge im Verhältnis zu unserem Körpergewicht.

Angebliches Wundermittel – auch für reinere Haut

Können wir uns denn saftig und schön trinken? Wirkt unsere Haut praller, ebenmässiger, je mehr Flüssigkeit wir zuführen? «Wasser ist ein natürlicher Bestandteil der Haut», sagt Dr. med. Michel. «Es ist für die Durchführung diverser Funktionen der Hautzellen sehr wichtig.» Sobald der Körper nicht genug davon bekomme, würde es von diversen Organen, inklusive Haut, abgezogen. 

Demnach macht es schon Sinn, dass mehr Wasser im Körper auch bessere Regenerierungskräfte und damit auch weniger Unreinheiten bedeutet. «Ja, Wassertrinken kann einen positiven Effekt auf die Haut haben. Speziell was die Elastizität angeht», sagt der Dermatologe.

Nachhaltig konservieren könne man das Hautbild damit aber nicht. Sprich: Falten entgegenwirken – dazu reicht die Hydration von innen nicht aus. Wasser ist schliesslich nur ein bisschen Wunder und vor allem Notwendigkeit.

Von Rahel Zingg am 6. Mai 2021 - 18:09 Uhr