Er kann sich langsam anschleichen oder über Nacht aus dem Nichts auftauchen: ein kosmetischer Albtraum in Form von dunklen Schatten über der Oberlippe, ähnlich eines Damenbarts – nur ohne Haare. Die finsteren Schwaden kommen als Tupfen, Sprenkel oder als ganze Fläche und ziehen sich wie eine braune Wolkenschlange über die Partie zwischen Nase und Mund. Das kann irgendwie charmant aussehen, aber eben auch belastend sein.
Was ist ein Pigment-Schnauz?
Wenns hart auf Bart kommt, dann läuft das Ganze wie immer im Leben: Man soll dann aufhören, wenns am schönsten ist. Der Sommer trifft uns mit voller Wucht, die Sonne lockt mit gülden-gebräuntem Teint. Wenn alles glatt läuft, dann verleihen die mit Melanin versorgten Zellen der Haut eine gleichmässige Pigmentierung – sie wird schön knackig braun. Übertreiben wir es aber mit der Sonneneinstrahlung, kann dieser eigentlich so smooth ablaufende Prozess unterbrochen werden. Die Folge: Hyperpigmentierung, im medizinischen Fachjargon auch Melasma genannt. Heisst: Pigmentflecken entstehen. Warum sich Melanin im Falle eines Pseudo-Damenbarts zu ganzen Inseln zusammenklumpt, konnte wissenschaftlich noch nicht belegt werden.
Wer sich nun ungerecht behandelt fühlt, weil brav die Sonne gemieden und so, dem sei gesagt: Auch die Einnahme photosensibilisierender Medikamente oder hormonelle Veränderungen, begünstigt durch eine Schwangerschaft, die Pille oder die Wechseljahre, können einen ungewollt zur Pigment-Bartträgerin machen. So ahnt man es bereits: Dass rund 90 Prozent der Melasma-betroffenen Frauen sind, konnte durchaus nachgewiesen werden. Die Launen der Natur sind unergründlich und oft auch etwas unfair.
Smart gegen Melasma: Vorbereitung ist mal wieder alles
Dass die dunklen Schatten meist genetisch oder hormonell bedingt sind, macht die Sache nicht leichter. Intensiver UVA- und UVB-Schutz als fester Bestandteil der Beauty-Routine aber kann den störenden Pigment-Schwaden vorbeugen. Und wir wissen ja: Da auch das Hautkrebs-Risiko wie ein Damoklesschwert über unseren erhitzten Köpfen schwirrt, macht es umso mehr Sinn, mit regelmässigem Sonnenschutz mit LSF 50 auf Nummer sicher zu gehen. Gerne auch mit Produkten, die mit dem Wirkstoff Thiamidol angereichert sind – der nämlich hemmt die Melaninproduktion.
Auch die Wunderwaffe Vitamin C mischt als Retter in der Not mal wieder mit. Als lokales Antioxidans hält es die Melanin-Entstehung ebenfalls auf. So sollte man präventiv jeden Morgen fünf Tropfen in die gereinigte Haut einklopfen und auch dann wieder LSF 50 drübercremen. Vorsicht ist vor exzessivem Peelen geboten: Das rubbelt die Haut dünner und anfälliger. Alle zwei Wochen reicht völlig.
Abfahrt, Pigmentbart! So wird man ihn wieder los
Möchte man selbst herumhantieren, können Pigmentfleck-Geplagte mit aufhellenden Cremes mit bleichenden Wirkstoffen wie Hydrochinon, Tretinoin, Azelain- und Glykolsäure gegen den Schnauz vorgehen. Diese sanfte Schiene darf mehrere Monate gefahren werden. Dabei wird das Präparat täglich morgens und abends auf die verfärbte Stelle getupft. Da die Bleichcremes die Haut zusätzlich sonnenempfindlich machen, muss auch da wieder exzessiv Sonnenschutz draufgestapelt werden.
Ist man fest entschlossen, bartfrei zu leben, ist ein Termin bei einer Dermatologin oder einem Dermatologen unumgänglich, denn nur der kann die dunklen Flecken wirklich wegzaubern. Professionelle chemische Peelings wie TCA-Peeling oder Glykol-, Milch-, Salicyl- und Fruchtsäure-Peeling hellen auf, indem sie obere Hautschichten abätzen. Danach muss man leider mehrere Wochen wie ein Vampir leben und darf nicht in die Sonne.
Beim Micro-Needling wird die Haut mit hauchdünnen Nadeln angestochen. Durch die winzigen Verletzungen bildet das Gewebe beim Abheilen neue Kollagen- und Elastinfasern. Schon eine Woche nach dem Treatment darf man sich über einen helleren Bart freuen.
Bei der Laser-Therapie zerschiesst ein (oh, Wunder) Laserstrahl das böse Pigment auf der Oberlippe. Dieses wird im Anschluss vom körpereigenen Immunsystem abtransportiert. Was erst mal total praktisch klingt, ist es ganz und gar nicht: Während der ersten zwei Wochen bilden sich leichte Krusten dort, wo mal der Schnauz sein Unwesen trieb. Auch hier muss man die Sonne für Wochen meiden.
Geduld lautet also das Zauberwort. Und cremen, cremen, cremen. Mit LSF 50. Auch im Winter. Denn der Sonnen-Schnauz ist ein Zombie: Er hat die durchaus unangenehme Angewohnheit, wieder ans Licht zu drängeln und nachzuwachsen.