Themen wie Klimawandel und Nachhaltigkeit sind nach wie vor in aller Munde. Aber wie können wir unseren Alltag noch umweltbewusster gestalten? Thekla Wilkening, Nachhaltigkeitsaktivistin und Autorin von «Das Bio-Pizza Dilemma. Der überraschende Wegweiser zu mehr Nachhaltigkeit», betont im Interview: «Jeder einzelne von uns kann dazu beitragen, aus diesem Trend eine feste Bewegung zu starten.» Im Gespräch verrät sie ihre drei liebsten Trends, die uns in Sachen Nachhaltigkeit dieses Jahr nach vorne bringen.
Second-Chance
«Das Re-Commerce-Business boomed. Es gibt kaum eine Online-Fashion-Plattform, auf der es jetzt nicht auch gebrauchte Kleidung zu kaufen gibt. Auch das Angebot an Start-ups und Labels, die Mode vermieten, wächst. Secondhand-Mode schont Ressourcen wie Materialien, Wasser und Energie und hat damit eine weitaus bessere Ökobilanz als neue Kleidung. Ausserdem schont sie den Geldbeutel, lässt mehr Raum für den eigenen Stil und macht Spass.
Das beweisen auch die Outfits des ‹Sex and the City›-Reboots ‹And Just Like That...». Ein eklektischer Mix aus Secondhand-Designer-Pieces und Vintage-Stücken. Besonders praktisch auch jetzt, wo die 2000er modisch zurückkehren, mit Mikrominis und tiefsitzenden Hüftjeans. Statt neue, schnell und billig produzierte Kleidung zu kaufen, sollten wir also wieder auf die Originale aus den Katakomben der Kleiderschränke setzen. Und wer sich nicht sicher ist, ob dieses (leicht traumatische) Style-Revival wirklich das richtige ist, der leiht den Look erst einmal.»
Nachhaltiges Banking
«2022 bekommt der Satz ‹Das Geld arbeitet› eine ganz neue Bedeutung. Denn auch das Geld soll jetzt nachhaltig agieren. Dafür hat die EU jüngst die Taxonomie-Verordnung im Rahmen des Green New Deals eingeführt, ein einheitliches Klassifizierungssystem, das grüne und nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten auflistet. Fonds und ETFs, deren Schwerpunkt auf nachhaltigen Investitionen liegen, werden heisser gehandelt als konventionelle.
Da das Geld ja auch auf der Bank schon arbeitet, ist es entscheidend, jetzt zu einer nachhaltigen Bank zu wechseln. Das klappt leichter als befürchtet, denn die neuen Sterne am Banking-Himmel sind nicht nur nachhaltig, sondern auch digital, schnell und an die hohen Ansprüche der modernen Kundinnen und Kunden gewöhnt. Ein Vorsatz, der sofort umgesetzt werden kann.»
Aus CO2 wird Ethanol
«Das Leben auf der Erde, so wie wir es gerade leben, stösst zu viel Kohlendioxid, CO2, in die Atmosphäre aus. Zu den grössten Emittenten gehören die Kohle-, Stahl- und Zementindustrie. Was wäre, wenn das CO2 gar nicht erst in die Luft gelangen, sondern direkt abgefangen und genutzt werden würde? Diese Frage stellen sich auch einige Start-ups. Einem ist es jüngst gelungen, das klimaschädliche Gas direkt aus dem Industrieschornstein in einen Bioreaktor abzuleiten. In diesem Bioreaktor wird das CO2 dann durch Fermentation mit Bakterien in Lanzanol umgewandelt. Lanzanol ist ein Ethanol, ein einwertiger Alkohol mit der Summenformel C2H6O. Ein unglaublich vielseitiger Rohstoff, anzufinden in Wein und Bier, als Lösungsmittel in Parfüms oder Biokraftstoff und auch als Grundlage für Verpackungen.
Hier begegnet uns das frisch recycelte CO2 ab jetzt tagtäglich im Alltag: Das ‹Denkmit Spülmittel ultra nature› ist das erste Produkt in einer Flasche mit 30 Prozent Kunststoff aus recyceltem CO2. Und auch Mode gibt es schon, denn aus dem Lanzanol lässt sich auch ein kohlenstoffarmes Polyestergarn herstellen. Das ist eine bahnbrechende Technologie, die sich industriell skaliert denken lässt und uns 2022 sicher noch häufiger begegnen wird.»