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  4. Coronavirus als Merchandise: Ist das lustig oder geschmacklos?
Lustig oder geschmacklos?

Ja, es gibt tatsächlich schon Corona-Merchandise

Covid-19 zum Anziehen. Klingt komisch, gibts jetzt aber. Immer mehr Labels schlagen Profit aus der Pandemie und designen … naja, Merchandise für den Coronavirus. Wie finden wir das?

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Coronavirus Merchandise

Kendall Jenner (rechts) und Mama Kris tragen natürlich das Merch von Fast-Familienmitglied Scott Disick.

Instagram /talentless

In meinem Schrank kann ich wählen, da gibt es ein Bon-Jovi-Shirt, erstanden an einem lauen Sommerabend, an dem ich mit überschwappendem Bier-Becher und heiserer Kehle «Livin' on a Prayer» durchs Letzigrund grölte. Dann gibt es ein T-Shirt, auf dem «Ljubav» prankt – Liebe – das Mantra des deutschen Rappers RIN, an dessen Konzerten man wie im Schleudergang durch die eskalierende Masse gespült wird. Im Fach nebenan schlummert ein Longsleeve mit flammendem Herzen und der Aufschrift «Always Lonely», das ich nach einer märchenhaften Performance von Florence and the Machine im Zürcher Hallenstadion vom Merch-Stand gepflückt habe. 

Einen Fanartikel zum Coronavirus sucht man bei mir allerdings vergeblich. Weil: Wer mag den schon? Also ich nicht. Was die Leute aber mögen, ist Profit, und der lässt sich bekanntlich aus so ziemlich allem schlagen. Da macht eine weltweite Pandemie keine Ausnahme. Und so werden jetzt halt T-Shirts bedruckt und Hoodies. «Please Wash Your Hands» steht da drauf, oder «Bitte auf Grund der aktuellen Situation das Händeschütteln vermeiden». Lustig? Geht so.

Yung Hurn

Wie sagt man so schön? Schuster, bleib bei deinem Leisten. Oder: Yung Hurn, bleib bei deinem Cloud Rap. Der 25-Jährige mag Wiens erfolgreichster Musik-Export seit Falco sein – versteht mich nicht falsch, ich finde den eigentlich mindestens so gut wie seinen Kollegen RIN – er fällt neben seinem mauscheligen Synthesizer-Sprechgesang und der Vorliebe für Gucci-, Prada- und Chanel-Accessoires aber vor allem durch etwas fragwürdige Entgleisungen auf. Sein berühmt-berüchtigtes Interview am Frauenfeld Openair 2018 streamten inzwischen rund 2.5 Millionen Menschen, Koks, Blow Jobs und Bitches sind fester Bestandteil seiner Songtexte – und die Anleitung zum richtigen Händewaschen nun fester Bestandteil seiner Merch-Kollektion. Der Erlös? Geht an, klar, Yung Hurn.

Talentless

Scott Disick ist zwar kein offizieller, aber trotzdem mein Lieblings-Kardashian. Der Vater von Kourtneys Kindern ist sowas wie das schwarze Schaf der Familie, auf dem schnurgeraden Weg der Besserung. Alkohol-Exzesse und wilde Partynächte waren mal, Scott ist jetzt Vollblut-Papa – und Designer. Talentless heisst sein Label ironischerweise, unter dessen Dach entwirft er … nun ja, was alle anderen aus der Familie eigentlich auch entwerfen. Luxuriöse Jogginganzüge und T-Shirts in Schlammfarben. Anfang März gönnte er uns und (vor allem) sich eine spezielle Limited Edition. «Please Wash Your Hands» bitten uns da die Shirts und Pullis. Wie nett. Dass von den Einnahmen der Zeitgeist-Teile etwas gespendet wird, ist weder auf Instagram, noch auf talentless.co irgendwie ersichtlich. Naja, wenn gerade einer Geld braucht, dann ja in erster Linie die Kardashians.

Virus Collective

Kennt ihr nicht? Kein Wunder, das Virus Collective ist genauso neu wie Covid-19 selbst. In Zeiten einer globalen Krise, in der besonders auch die Modeindustrie struggled, scheint es erst mal nicht besonders clever, ein Label aus dem menschenleeren Boden zu stampfen. Immerhin verfolgt das Start-up aus L.A. wenigstens eine teilweise löbliche Strategie: 25% aller Einnahmen werden an Covid-19 Response Fund der WHO gespendet. Hallelujah.

Von Laura Scholz am 19. März 2020 - 11:58 Uhr