Nicht täglich, aber in regelmässigen Abständen züngeln Schauspielerin Megan Fox und Rapper Machine Gun Kelly auf dem roten Teppich. Nicht knutschen, sondern provokant die rosa Fleischpeitschen vereinen. Im April wurden die Grammys verliehen und im Vorfeld hatte man sich aufgerüscht. Die grossen Stars kamen in grossen Roben von grossen Designern. Da zeichnen sich selbstredend Trends ab. Kommt man als Paar, stimmt man den Look ab. Wie gut alles harmoniert, sieht man neuerdings deutlich. Posieren? An den Po fassen ist besser. Justin und Hailey Bieber knutschten und Kourtney Kardashian und ihr Neu-Gatte Travis Barker taten das, was sie am besten können: züngeln und fummeln. Das zieht besser als ein heisses Kleid.
Es ist überall in den sozialen Medien: Ben Affleck liebkost J-Los Po auf einer Yacht. Model Emily Ratajkowski fummelt im Garten zwischen unangenehm vielen Hunden. Und Nicole Kidman und Keith Urban küssen sich leidenschaftlich vor der Haute Couture Show von Balenciaga in Paris.
Fakten zum fatalen Fummeln
Im Englischen gibt es fürs öffentliche Rummachen einen Ausdruck: PDA. Das ist die Kurzform für «Public Display of Affection». Das ist nun per se nichts Neues. John Lennon und Yoko Ono luden die Welt buchstäblich dazu ein, ihre Flitterwochen zu beobachten, als sie 1969 in Amsterdam ein einwöchiges «Bed-in» für den Frieden inszenierten. Ein Denk-Anstoss. Eine von Bumble veröffentlichte Studie ergab, dass weltweit fast 70 Prozent der User*innen nach der Pandemie offener für PDA seien. Schliesslich haben alle die einsame Nase gestrichen voll von Isolation und Social Distancing. Wir kleben am Leben und somit an den Leibern anderer. Hände und Körperflüssigkeiten bei sich zu behalten: so 2020.
Die ganze Welt wissen lassen…
Aber warum muss man sich denn dabei ständig fotografieren lassen? Warum genau machen das die Promis? «Sie möchten womöglich als Paar oder 'Einheit' erscheinen oder als leidenschaftliches oder verliebtes Paar wahrgenommen werden. Es könnte eine natürliche und spontane Art sein, sich zu verbinden, oder es könnte ein Hinweis auf ihr unausgesprochenes Bedürfnis nach Akzeptanz, Aufmerksamkeit, 'Normenbruch', Öffentlichkeit oder Status sein», erklärt Psychologin und Autorin Dr. Kalanit Ben-Ari gegenüber dem Magazin Dazed. «Es gibt einen grossen Unterschied zwischen den verschiedenen Formen der Zuneigung, vom Händchenhalten über Umarmungen, Küsse, 'Zungenküsse' bis hin zu provokanteren öffentlichen Zuneigungsbekundungen. Jeder Akt der Zuneigung kommuniziert etwas anderes.»
Das Leben ist zu kurz für fremde Scham
Für jeden bedeutet PDA also etwas anderes. Es ist ein Unterschied, ob Travis Barker ein Video, in dem Kourtney am Daumen lutscht (ja, wirklich), mit seinen 6,4 Millionen Followern teilt, oder ob er sie in einer schummrigen Bar küsst. Das Gefühl dahinter aber ist das gleiche: Wir haben uns lange genug zurückgehalten. Vielleicht die richtige Person nicht gefunden, wegen Corona lange niemanden gedatet. Schwelgt in jugendlicher Naivität! Verabredet euch zu Knutschdates, stapelt euch! Ihr müsst kein Sextape hochladen, aber: Yolo. Zeigt euren Liebsten, dass ihr sie mögt. Vergesst die Kamera nicht.