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  4. Mode Trend 2021: Crop Tops für Männer
Ein Rückblick in sexy Bäuchen

Wann haben Männer aufgehört, bauchfrei zu tragen?

«Wann ist ein Mann ein Mann?», hat Herbert Grönemayer 1984 gefragt. Wir sagen: wenn er Crop Top trägt. Das tat Lenny Kravitz. Das tat Prince. Das tat Johnny Depp. Das tut Harry Styles. Merkt ihr was? Die sind alle hetero. Denkt mal drüber nach.

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SANTA MONICA - AUGUST 1976: (L-R) Dee Dee Ramone, Tommy Ramone, Joey Ramone and Johnny Ramone of the rock and roll band "The Ramones" pose for a portrait holding letters that spell out the name of their band outside the Santa Monica Civic Auditorium in Los Angeles, California in August of 1976. (Photo by Michael Ochs Archives/Getty Images)

Die Rockband The Ramones 1976 in Santa Monica. Korrekt, eine Rockband in Crop Tops.

Getty Images

«I want your belly and that summer feelin'. Getting washed away in you», singt Harry Styles in «Watermelon Sugar». Da gehts um Sonne, Sommer und süssen Sex, um oralen gar. Und während er im Video bedeutungsschwanger in triefende Melonen beisst, trägt er bauchfrei. Ganz selbstverständlich. Und das sieht nicht nach Love Parade aus. Sondern eher nach früher. Nach einer wilden Vergangenheit, in der Männer in kurzen T-Shirts nicht affektiert, sondern schlicht männlich waren. 
Wir müssen das Crop Top umdeuten. In den 70ern schnitten Bodybuilder ihre Oberteile ab, um einen Dresscode zu umgehen, der besagte, man dürfe nicht oben ohne trainieren. Boys wie Arnie Schwarzenegger turnten also bauchfrei durch die Gyms, um zu zeigen, was man hat. In den 80ern und 90ern machte die Popkultur Crop Tops an Männern heiss. Sexsymbole legten die Lenden frei, die Frauen verschluckten sich beim Anblick von Prince, Lenny Kravitz, Mark Wahlberg und Johnny Depp schier an ihrer Schnappatmung. Und heute so: «Hmm ja, gewöhnungsbedürftig» und «Gay, aber irgendwie ganz geil». Oh Mann.

Eine Bauchlandung für Schubladen

Dabei findet das Crop Top ja in der wohl hypermaskulinsten Sportart überhaupt seinen Ursprung: im American Football nämlich. Hält die Montur jemand irgendwie für homo? Nope. Hart. Viril halt. Es stellt sich die Frage, die uns schon so lange umtreibt, wie es Geschlechter gibt: Wann ist ein Kleidungsstück männlich, wann ist es weiblich? Braucht es da Grenzen? Man kann unterscheiden, muss aber nicht. Man kann einen nackten, bewusst inszenierten Männerbauch mit Queerness assoziieren, muss man aber nicht. Vielleicht möchte man stolz zeigen, dass man keine 08/15-Holzfällerhemd-Hete ist, vielleicht findet man auch einfach seinen Bauch schön.
Frauen nämlich können sich und ihren Körper befreien, indem sie an Kleidung reduzieren oder ihre liebsten Stellen betonen. Wenn sie wollen. Männer können das nicht. Sie könnten ein paar mehr Knöpfe ihres Hemdes öffnen, aber niemand nennt eine kurze Hose plötzlich Hot Pants. Auch Männer verdienen ein Tool zur Body Positivity. Vielleicht ist Bauchfrei der tiefe Ausschnitt der Männlichkeit. Daran ist nichts toxisch und das ist die Hauptsache.
Drum schweiget und geniesset – Crop Tops' finest:

Von lei am 3. Mai 2021 - 17:58 Uhr