Sie heissen Cloudflash, Cloud Beam, Cloudventure und Cloudflow – mit den Modellen von On wandelt man auf Superfoam, also mit Hi-Tech-Schaum unter den Fusssohlen, in angenehmer Schallgeschwindigkeit durchs Leben. Die sonst so heftige Wucht des Aufpralls verwandelt sich in einen geschmeidigen Tempo-Schub, zum Runner’s High nimmt man auf der Zauber-Wolke quasi einfach die Abkürzung. Was klingt wie ein amerikanischer Traum, hat seinen Sitz in Zürich. Wer dort neuerdings auf der Start-up-Couch hockt und Bewegungsträume spinnt, ist Roger Federer. Nachdem der Absatz nach eigenen Angaben des Unternehmens pro Jahr um 70 bis 100 Prozent wächst: Liebe Welt, it’s officially ON!
Roger Federer nämlich ist jetzt beim Laufschuh-Start-up eingestiegen. Auf dem Tennisplatz triumphiert der Basler seit Jahren in Nike, durch den Alltag aber schwebt er mit Vorliebe in den Schweizer Sneakern. «Meine Freunde haben vor einigen Jahren plötzlich angefangen, diese Schuhe zu tragen. Vor zwei Jahren habe ich dann On auch ausprobiert – und wurde Fan der Marke. [...] Es reizte mich, einem jungen Schweizer Unternehmen, das schnell wächst, zu helfen», so Roger zum Blick. Er ist Fan. Seine Freunde auch. Wie der Grossteil der Schweizer, der sich neben Wald und Bergen auch durch die Zürcher Bahnhofstrasse bewegt.
Was hat On, was der Rest gerade nicht hat?
Ein Schuh, der den Schaufensterbummel ebenso easy nimmt wie eine olympische Silbermedaille (wir denken an Triathletin Nicola Spirig 2016 in Rio de Janeiro mit dem Modell Cloud), ist für den diplomatischen Eidgenossen mehr als ein guter Kompromiss. Ein On-Schuh ist bodenständig – entwickelt von einem Duathlon-Weltmeister und mehrfachem Ironman-Sieger, der weiss, was Verletzungen bedeuten, und einem ETH-Ingenieur, der den Turnschuh-Markt nach technischen Lösungen abklopft. Nichts wird von den drei Gründern David Allemann, Olivier Bernhard und Caspar Coppetti dem Zufall überlassen, ein On-Schuh ist zuverlässig.
Und hat seinen Preis, den man aber mit Modellen ab 200 Franken gerne bezahlt. Da ist ein Hype, das ist eine komplett unumstrittene Tatsache. Aber dennoch ist der Hype noch nicht zum Kult geworden. Während Sport-Riesen wie Adidas und Nike in einem Tornado-Turnus neue It-Sneaker auf den Markt schleudern, bleibt On beständig. Klar, da gibt es neue Drops, aber die kommen langsam und mit Bedacht. Sind funktional und in erster Linie keine Modeerscheinung.
Der Perfect Fit für (fast) alles und jeden
Da kommen wir nun auch schon zum springenden Punkt: Mode – das hat mit Optik zu tun. Sind Ons wirklich schön? Würde man die Moderedaktion fragen, würde die Antwort (sorry, sorry) Nein lauten. Vielleicht weil uns die Trendflut gerade anders polt und uns in Richtung klobige Sneaker und Retro spült. Ons sind sportlich, aber dezent und fast fragil. Mit einem reichen Innenleben. Sie funktionieren, zurückhaltend wie sie sind, an praktisch-denkenden Faserpelz-Fanatikern ebenso wie am herumschwirrenden Anzugträger, der oft lang seinen Standpunkt (und somit seine Beine) vertreten muss. Der Schweizer ist nun mal ein kopflastiges Geschöpf, aber mit starkem Körperbewusstsein.
Roger Federer steckt derzeit voller Leidenschaft und Hingabe: «Die Laufschuhe werden immer das Herzstück von On bleiben. [...] Ich kann Ihnen aber versichern, dass in den kommenden Jahren vieles kommen wird. Mein Input wird sicher in die modische Richtung gehen, da ich tatsächlich bequeme Sneakers für den Alltag liebe», verkündete der 38-Jährige der Tageszeitung Blick. Challenge accepted, Roger. Schliesslich sagte seine gute Freundin Anna Wintour, Chefin der US-Vogue über seinen Stil: «Ich kenne wenige Männer, die einen Prada-Anzug so gut tragen, wie er es tut.» King Roger kann Mode. Die Moderedaktion hier seufzt hoffnungsvoll und wartet sehnsüchtig auf neue Designs, während der Rest der Welt sich fragt: Wird Roger in Zukunft in On spielen? Denn pünktlich zu den Olympischen Spielen 2020 in Tokio wird On seinen ersten Tennisschuh lancieren.
Den Patriotismus am Sprunggelenk
Tennis, Berglauf, wandern, joggen – bei On ergänzt ein Schweizer Erfolgsrezept das andere. Mit Sport-Ikone Roger Federer als neuen Mitspieler kann man stark davon ausgehen, dass On endgültig die internationalen Grenzen sprengen wird, nachdem das Start-up acht Jahre nach dem offiziellen Start in vielen Ländern bereits in den Top Ten der Anbieter herumturnt.
Und dann wird man stolz sein. So wie schon jetzt, wo das halbe Land den Schuh aus der Heimat kaum mehr auszieht.