Umzugsschachteln aus Karton falten? Kennen wir, können wir. Möbel aus Karton falten? Klingt nach Kunstprojekt einer dritten Klasse. Mit instabilen Sitz- und Liegemöglichkeiten als Ergebnis. Die wir mit grösster Wahrscheinlichkeit auch aus optischen Gründen niemals im Wohnzimmer platzieren würden. Aber aufgepasst, traut der Pappe ruhig etwas mehr zu: Karton hat Potenzial. Und dieses geht über die hübsche Geschenkschachtel mit Seidenschleife und gold gestrichenen Rändern hinaus. Stuhl, Kommode, Sessel, Beistelltisch – das alles kann Karton sein. Die Herstellung für das Kartoninterior überlassen wir allerdings besser den Profis. Deren Werke sind zumindest belastbar.
Was halten Kartonmöbel aus?
Karton, wie wir ihn von den Umzugsschachteln kennen, braucht nicht viel um zu knicken. Wie aus diesem Material ein robuster Stuhl wird? Auf die Zusammensetzung kommts an. Mehrere Schichten und die richtige Form bringen die nötige Stabilität.
Keine neue Design-Bastelei
Pappmöbel gibt es schon seit einiger Zeit. Schon seit 1966. Der deutsche Produktdesigner Peter Raacke hat als erster Kartonmöbel aus Wellkarton hergestellt. Vorteil: Geringe Fertigungskosten – und erschwinglich für die breite Masse. Mittlerweile gibt es Kartonmöbel in allen Preisklassen. Für Vitra stellte der Architekt und Designer Frank Owen Gehry – bekannt für seine dekonstruktivistischen Gebäude wie dem «Tanzenden Haus» in Prag oder der «Fondation Louis Vuitton» in Paris – die Kartonmöbelserie «Easy Edges» her. Mit dem «Wiggle Side Chair» und dem «Wiggle Stool» bewies der kanadische US-Amerikaner, dass sich mit Karton auch schwungvolle und skulpturale Entwürfe umsetzen lassen.
Umweltbewusste Alternative
Karton ist ein Recyclingprodukt und besteht grösstenteils aus Altpapier. Hat das Möbelstück ausgedient, einfach unkompliziert in die Kartonsammlung damit. Anschliessend kann das Produkt recycelt und wiederverwendet werden. 2010 wurde in Österreich sogar ein ganzes Musikfestival mit Kartonsitzmöglichkeit ausgestattet. Statt Sondermüll blieb Altpapier übrig.