Neues Jahr, neues Glück – viele Menschen nehmen sich vor, gesünder zu leben und Gewicht zu verlieren. Um Fortschritte festzuhalten, wollen sie ihren körperlichen Zustand kennen. Doch nicht jede Messmethode ist für jeden geeignet. Die Körperform sage eigentlich am meisten aus, sagt Ernährungsberaterin Nadia Leuenberger (35).
In ihre Beratung kommen oft Menschen, denen Ärzte oder Fitnesstrainer den Body-Mass-Index (BMI) vorgerechnet haben. «Die Frage ist, was man mit dieser Info anfangen kann», sagt die Ernährungsberaterin.
Denn der BMI mache ausschliesslich Aussagen über das Verhältnis von Körpergrösse und Gewicht – und keinen Unterschied, ob jemand aufgrund von Muskeln oder Fett «zu schwer» sei.
Wie rund bist du?
Als Alternative zum BMI wird in letzter Zeit oft ein anderer Messwert diskutiert: der Body-Roundness-Index (BRI) – auf Deutsch so viel wie «Rundlichkeits-Index». Bei den meisten Menschen liegt er auf einer Skala zwischen 1 und 10. Er berücksichtigt den Taillenumfang. Dieser ist ein wichtiger Indikator für ein Übermass an dem mit Abstand schädlichsten Fett, das sich im Bauchraum ansammelt. Dem viszeralen Fett.
Der BRI lässt sich mithilfe eines Massbandes und eines Onlinerechners schnell berechnen, doch die zugrundeliegende Formel ist komplex. Ursprünglich verwendeten Wissenschaftler den geometrischen Index, um die Wahrscheinlichkeit der Sterblichkeit einer Person zu ermitteln.
Das Taille-Hüfte-Verhältnis
In ihrer Praxis sei der BRI selten bis gar nie ein Thema, sagt Leuenberger. Ganz im Gegensatz zur sogenannten Waist-to-Hip-Ratio (WHR) – also dem Verhältnis von Taille- und Hüftumfang, die sie für ihre Klientinnen und Klienten regelmässig ausrechne.
Die WHR gebe wesentlich leichter Aufschluss über die Fettverteilung im Körper als der BRI, sagt Leuenberger. Bei Männern gilt ein WHR-Wert von über 0,9, bei Frauen ein Wert von über 0,85 als gesundheitlich riskant.
Ein höherer Wert deutet auf eine stärkere Fettansammlung im Bauchbereich hin. Das ergibt eine apfelförmige Silhouette. Menschen mit einem niedrigeren WHR – sogenannte Birnen-Typen – neigen hingegen dazu, Fett an Hüften, Oberschenkeln und Gesäss anzulagern. «Apfeltypen sind gesundheitlich weit mehr gefährdet als Birnen-Typen», sagt Leuenberger.
Vereinfacht gesagt: Wenn die Taille breiter ist als die Hüfte, ist das kein gutes Zeichen. Doch auch hier ist der Wert gemäss Leuenberger mit Vorsicht zu geniessen. Denn auch eine schlanke Person mit gut ausgebildeter vorderer und seitlicher Bauchmuskulatur könne eine verhältnismässig breite Taille haben. «Die Werte allein liefern keine verlässlichen Aussagen über den Gesundheitszustand», sagt Leuenberger.
Das zeigt das Beispiel eines 31-jährigen, 1,65 Meter grossen Schweizer Bodybuilders, dem 2024 eine Zusatzversicherung verweigert wurde, weil er aufgrund seines Body-Mass-Index (BMI) als übergewichtig galt.
Gemäss BRI wäre er als schlank eingestuft worden, wie Blick berechnete. Als er bei den Verantwortlichen vorsprach, durfte sich der Boybuilder dann doch versichern lassen. Manchmal reicht es auch, einen Menschen anzusehen, um etwas über seinen Gesundheitszustand zu sagen. Oder sich selbst vor dem Spiegel.