Schwimmen, Velofahren, Laufen – der klassische Sport-Dreigänger steht auch heute auf unserem Menü. Allerdings befinden wir uns nicht an einem Triathlon-Event, sondern auf einem Kreuzfahrtschiff mitten auf dem Mittelmeer. Wir unterziehen das Sportprogramm von MSC-Kreuzfahrten einem Test – und beginnen den Tag, indem wir im Aussenpool ungestört unsere Bahnen ziehen, während andere Gäste sich noch ein Gipfeli (oder zwei) vom üppigen Frühstücksbuffet holen.
Einen 25 Meter langen Pool für den Morgenschwumm findet man in jedem anständigeren Mittelklasse-Hotel. So weit, so normal. Aber wann habt ihr zuletzt irgendwo eingecheckt, wo ein Schwimmbad, eine Turnhalle, ein Spinningraum und ein Fitnesscenter mit modernsten Geräten unter einem Dach vereint waren? Eben! So wie wir trainieren auf Schiffen der Schweizer Reederei deshalb auch Profi-Sportler. Letztes Jahr zum Beispiel verbesserten Ski-Cracks wie Ramon Zenhäusern und Luca Aerni Kraft und Ausdauer an Bord der «MSC Fantasia». Einziger Unterschied zum normalen Work-out: der sensationelle Blick aufs Meer.
Auf der nigelnagelneuen «MSC Bellissima» gehts für uns schon um acht Uhr früh ans Eingemachte: Im Fitnessraum auf Deck 16 herrscht Hochbetrieb. Kaum ein Quadratzentimeter Fläche, der in dem 570 Quadratmeter grossen Raum ungenutzt bleibt. Hier quält sich eine drahtige Blondine mit seitlichen Situps zu noch stählernen Bauchmuskeln, dort pumpt ein breitschultriger Koloss mit der Kurzhantel seinen Bizeps auf. Es ist wie immer im Gym: Man könnte sich einschüchtern lassen und gleich wieder kehrtmachen.
Aber wer etwas genauer hinsieht, erkennt schnell, dass sich das bunte Publikum des Schiffs auch im Fitnessstudio widerspiegelt. Da sind auch die zwei Freundinnen Anfang dreissig, die in einer Seelenruhe ihre Sonnengrüsse praktizieren, oder der Pensionär, der auf dem Laufband gehenden Schrittes seine Kilometer abspult.
«Unsere Gäste kommen aus aller Welt, und man erkennt sofort, welche Nationen im Gym sind»,
sagt Isaab Pons. Asiatische Gäste liebten Zumba, Amerikaner seien verrückt nach Crossfit, «und die Italiener essen Pizza», feixt der 37-Jährige Kubaner.
Nach einer Analyse auf der Körperfettwaage stellt der Personal Trainer und Sportwissenschaftler ein halbstündiges Ganzkörpertraining zusammen: Pushups am Boden, Pull-ups an den Ringen und immer wieder Crunches (Rumpfbeugen), Squats (Kniebeugen) und Burpees (nennen wir sie einfach Folter).
Die Erleichterung ist gross, als das Schiff im Hafen von Genua einläuft. Adiö, Isaab! Doch statt einem Znüni ruft schon der zweite Gang unseres Triathlon-Menüs: Velo fahren! Vom historischen Hafen führt die Route durch ein Labyrinth aus engen Gassen. Genuas Centro Storico gilt als grösste zusammenhängende Altstadt Europas. Kathedrale, Castelletto, Piazza De Ferrari: Der Streifzug auf zwei Rädern ist ein ständiges Auf und Ab, für das man entweder sehr kräftige Waden oder ein Elektromotörli unter dem Hintern braucht. Nach drei Stunden Radeln und einer Focaccia (quasi eine Pflicht – Genua ist die Heimat dieser schmackhaften Kohlenhydratsünde!) sind wir zurück auf dem Schiff.
Ein Grossteil der Gäste ist noch an Land oder macht sich für den Abend frisch. Die beste Zeit für unseren dritten Gang: Joggen! Für Geübte ist die Bahn um das Heck mit 0,33 Kilometern sehr kurz. «Mehr als fünfzehn Runden mache ich nicht. Das wäre nicht gut für den Kopf», sagt Veronika Chernik. Die ambitionierte OL-Läuferin aus Weissrussland trainiert trotzdem lieber draussen an der frischen Luft als auf der Tretmühle. Wir gehen derweil zurück ins Gym. Dort steht jetzt Latin Spinning auf dem Programm.
«Kommt auch, das wird lustig!»,
sagt Trainerin Yasnely Hernandez und reibt sich vorfreudig die Hände.
Zwei Minuten später finden wir uns auf dem Indoor-Bike wieder, wackeln mit den Schultern zu Reggaeton-Musik und lassen die Hüften kreisen, während wir mit bis zu 120 Umdrehungen pro Minute in die Pedale treten. «Uno, dos, tres – und immer schön das Becken nach vorn durchdrücken», feuert uns Kubas einstige Gymnastik-Meisterin an. Nach einer Stunde tropft uns der Schweiss von der Stirn, und das Raumklima erreicht ähnlich tropische Ausmasse wie die Klangkulisse. Ein exotisches Supplement zu unserem sportlichen Dreigänger quasi. Und so bringen wir von unserer Kreuzfahrt keinen dicken Bauch, sondern einen fetten Muskelkater (den allerdings vor allem im Bauch – danke für die spontan angehängte Core-Einheit, Yasnely!) mit nach Hause. Test gelungen!