«Immer schon vegan» heisst der Bestseller von Katharina Seiser. In dem Kochbuch stellt die Österreicherin pflanzliche Rezepte aus aller Welt vor. Und beweist damit, dass vegane Ernährung viel mehr ist als eine westliche Modeerscheinung. «Ich bin selbst weder Veganerin noch Vegetarierin, aber davon überzeugt, dass jede schmackhafte rein pflanzliche Mahlzeit die Welt ein Stückchen besser macht», sagt Seiser.
Öfter mal ein veganes Essen helfe auch dabei, Antworten auf grosse Themen unserer Zeit zu finden «sei es Klimawandel, Umweltverschmutzung, Verlust der Artenvielfalt, gesundheitliche Auswirkungen einseitiger Ernährung oder katastrophale Zustände in der Tierhaltung», so Seiser. Ihr Motto: «Ich muss nicht vegan leben, um genussvoll vegan essen zu können.» Und so haben wir sie gebeten, die gängigsten Vegan-Klischees für uns einzuordnen.
Was ist natürlich? Eine Ernährung wie in der Steinzeit? Die eines Inuit auf Grönland mit viel tierischem Eiweiss oder eine von Menschen, die in Äquatornähe leben und damit eine völlig andere Auswahl an Lebensmitteln zur Verfügung haben? Unsere Ernährung ist nicht von der Zeit, in der wir leben, und dem Ort, an dem wir uns befinden, zu trennen. Und somit auch nicht von der Esskultur, die sich dort entwickelt hat.
Das halte ich für eine überholte und unreflektierte Nachkriegs-Ansicht, als es zum Verständnis von Wohlstand gehörte, sich nach Jahren des Mangels jeden Tag mindestens eine Portion Fleisch leisten zu können. Deshalb ist Fleisch heute eine billige, unter in der Regel katastrophalen Lebens- und Schlachtbedingungen für die Tiere hergestellte Zutat. Die Idee des Sonntagsbratens gefällt mir viel besser: Selten Fleisch und dann von bester Qualität. Selbstverständlich ist auch eine vegetarische oder vegane Mahlzeit vollständig, wenn sie umsichtig und kundig zubereitet wurde.
Unter dem Begriff «vegan» ja. Würde man das Wort «vegan» aber durch «pflanzlich» ersetzen, was ja gleichbedeutend ist, dann gibt es Rezepte aus vielen Erdteilen, die seit Jahrhunderten Tradition haben. Viele dieser Klassiker stehen in meinem Kochbuch.
Unsinn. Jede Mahlzeit kann langweilig oder aufregend sein, es hängt davon ab, ob sie aus frischen, guten Zutaten mit Gespür und Geschmack zubereitet wurde, ganz egal, ob sie tierischen oder pflanzlichen oder gemischten Ursprungs ist.
Wer sich selbst einschränkt – und das tun Menschen, die sich vegan ernähren, zweifelsohne – muss mehr über die Abwechslung seiner Mahlzeiten nachdenken. Das gilt aber für jede Ernährungsform, wenn sie mit Tunnelblick gelebt wird. Wer nur Fleisch mit Pommes, Käsebrote oder Pasta mit Tomtensauce isst, ernährt sich ebenfalls einseitig.
Das stimmt und zugleich stimmt es nicht. Tofu schmeckt relativ neutral, was ihn für viele Zubereitungen prädestiniert, wie sie in Asien ja seit Jahrhunderten üblich sind. Wenn wir auch die Textur einbeziehen, liegen zum Beispiel zwischen frischem Tofu aus einer Manufaktur und monatelang haltbarem aus industrieller Fertigung Welten. Aber darauf muss man sich vorurteilsfrei einlassen und einfach einmal neugierig ausprobieren.
Nein, wir sind sie nur nicht gewohnt. Sie basiert auf allen pflanzlichen Zutaten, die das Erdenrund bietet, sei es Getreide, Reis, Mais, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, alle Arten von Gemüse, Früchte, Salate, Kräuter, Nüsse, Samen, Pflanzenöle und -fette und Gewürze aller Art. Das lässt sich auf unvorstellbar viele Arten kombinieren und zubereiten.
Das Gegenteil ist der Fall, wenn die Zusammensetzung stimmt. Gerade Hülsenfrüchte und daraus zubereitete Gerichte haben eine hohe Nährstoffdichte und hochwertiges Eiweiss.
Vegane Produkte sind in meinem Verständnis nicht die – wie ich finde unnötigen – Ersatzprodukte und Fertiggerichte, sondern seit jeher pflanzliche Zutaten wie Gemüse, Kartoffeln, Getreide oder Hülsenfrüchte. Und die sind wesentlich preiswerter als Fleisch, Fisch oder veredelte Milchprodukte wie Käse.
Vom Erfrischenden libanesischer Brotsalat über knusprigen vietnamesischen Zitronengras-Tofu, bis zum italienischen: Katharina Seiser hat 70 geschmackvolle und immer schon rein pflanzliche Rezepte aus über 20 Ländern so beschrieben, dass sie sicher gelingen. Und das Beste daran: Seiser verwendet nur natürliche Lebensmittel, keine Ersatzprodukte oder Imitate. Das Buch ist erschienen im Brandstätter Verlag.