Neusten Schätzungen zufolge werden im Jahr 2030 mehr als eine Milliarde Menschen weltweit an krankhaftem Übergewicht, also Adipositas, leiden. In der Schweiz sind gemäss Selbstangaben 31 Prozent der Erwachsenen übergewichtig, 11 Prozent gar adipös. Es gibt viele Erklärungen für diese Zunahme. Die einfachste davon: Wir essen zu viel und bewegen uns zu wenig. Das alleine reicht aber nicht aus als Begründung. US-Forschende haben laut dem «Deutschen Ärzteblatt» herausgefunden, dass Fruktose, ein Stoff, den wir täglich zu uns nehmen, verantwortlich für krankhaftes Übergewicht sein kann.
Fruktose ist wie Glukose ein Einfachzucker und Energielieferant, wird aber vom Körper anders im Stoffwechsel verarbeitet. Glukose wird mithilfe von Insulin kontrolliert in jeder Körperzelle aufgenommen. Fruktose hingegen wird fast ausschliesslich in der Leber metabolisiert. Der Stoff kann aber auch unkontrolliert in die Leberzellen eindringen, ähnlich wie Alkohol. Mit geringen Mengen kommt die Leber zurecht, aber mit zu viel Fruchtzucker ist sie überfordert. Der grösste Teil wird von der Leber in Fett umgewandelt. Die Folgen: Leberverfettung, Übergewicht und erhöhtes Cholesterin, ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung von kardiovaskulären Ereignissen. Kommt noch Diabetes dazu, liegt schnell ein metabolisches Syndrom vor.
Unsere Vorfahren, Jäger*innen und Sammler*innen, assen auch zu viel, wenn sie erfolgreich gejagt hatten, entwickelten ebenfalls ein metabolisches Syndrom. Sie taten dies aber, um für Hungerzeiten gewappnet zu sein. Ein Blick ins Tierreich zeigt, dass zum Beispiel Bären sich vor dem Winterschlaf mit Beeren ein dickes Fettpolster anfressen. Sie werden übergewichtig, ihre Blutfette sind erhöht, und sie entwickeln einen Diabetes. Wachen die Bären im Frühling auf, sind sie wieder schlank und kerngesund. Wir heutigen Menschen überlasten das System. Seit der industriellen Revolution ging es mit dem Fruktosekonsum steil bergauf. Während im 18. Jahrhundert rund ein Kilogramm Fruktose pro Kopf und Jahr konsumiert wurde, verbrauchen wir heute 35-mal so viel. Besonders gefährlich sind Softdrinks, die häufig mit High-Fructose Corn Syrup (HFCS) gesüsst sind. Aus Maisstärke hergestellt, überflutet HFCS den Körper mit energiereicher Fruktose, ohne dass sie satt macht. Denn Fruchtzucker hemmt die Produktion des Hormons Leptin, das unserem Gehirn Sättigung signalisiert. Einen ähnlichen Effekt haben Fruchtsäfte und Smoothies. Eine weitere Quelle für Fruktose ist Fertignahrung. Convenience-Food enthält oft reichlich Fett, Salz und Fruktose.
Was ist mit Obst? Früchte haben viel weniger Fruktose, diese ist zudem an Ballaststoffe gebunden. Aber Achtung bei Fruchtsäften! Ihr Fruktosegehalt ist im Vergleich zu den unverarbeiteten Früchten deutlich höher, da in den Säften die Ballaststoffe fehlen.