Es war einmal ... eines Freitags, als drei Redaktorinnen mit einem brandneuen Sextoy in einem Restaurant sassen. Sie hatten gegessen, sie waren müde, aber es war noch früh. Ob sie noch was trinken gehen sollten? Man wägte ab. Und plötzlich wurde überstürzt aufgebrochen – man hatte vergessen, dass sich unterm Tisch die Toys stapelten. Man verabschiedete sich hektisch. Man kam, sah und wiegte sich in den Schlaf. Natürlich erst nach regem Austausch der Rezensionen.
Ist es unangenehm über Selbstbefriedigung zu reden? Peinlich? Unangebracht? Der britische Popstar Lily Allen hätte damals vermutlich gerne mit uns am Tisch gesessen: «Ich spreche mit meinen Freunden tatsächlich ziemlich regelmässig über Masturbation.» Jetzt tut sie es öffentlich und hat mit dem Sextoy-Brand Womanizer, der Frauen dank Luftschwingungen an der Klitoris ganz easy, schnell und garantiert (die Girl-Gang unterstreicht das) zu sensorischen Feuerwerken bringt, eine Special Edition entworfen. Das kleine Zauber-Ei mit Saug-Nase heisst nicht zu Unrecht Liberty, also Freiheit, und ist pink-orange – und somit fruchtig, saftig und vor allem: optisch ziemlich laut.
Fuck you very much
Während Männer in Filmen gemeinsam auf Süssgebäck wichsen, sich klamaukig in Apfelkuchen ergiessen und sich sehnsüchtig in einen Pfirsich drängen, machen Frauen ... nichts. «Weibliche Lust an sich ist ein Tabu. Ein Tabu lässt sich nur dadurch brechen, indem man offen und oft darüber spricht – ohne Scham oder Schuldgefühle», so Lily Allen. Männer verdienen mehr, haben mehr Macht und masturbieren mehr. Im Durchschnitt dreimal so häufig wie Frauen. Ein eklatantes Problem am Frausein ist also nicht die oft diskutierte Thigh Gap, sondern die Masturbation Gap. 34% der Schweizerinnen masturbieren gar nicht. Wir müssen reden. Miteinander. Und ganz dringend mit Lily.
«Ein erfülltes Sexualleben, auch und vor allem mit sich selbst, spielt eine grosse Rolle für ein selbstbestimmtes und gesundes Leben», gibt Psychologin Dr. Becky Spelman zu verstehen. Masturbation und der damit verbundene Orgasmus kann die Konzentration erhöhen, Stress lösen, das Selbstwertgefühl stärken und Schmerzen lindern. Warum statt Tabletten einzuwerfen nicht mal ein sexy Gadget anschmeissen? «Wenn ich einen garantierten Orgasmus will, greife ich zu meinen Toys», so Lily Allen. Gar «life changing» sei die Entdeckung gewesen. Denn der weibliche Höhepunkt gestaltet sich oft wie eine verwirrende Schatzsuche. Macht aber nix. Lily hat uns da ja jetzt was vorbereitet – und als Weltstar die gleichen Probleme wie wir.
Style: Oh, hi Lily! Damals in 2008 hast du Britney Spears' Hit «Womanizer» gecovered. Gratulation zu deinem eigenen! Wurde auch Zeit, oder?
Lily Allen: Ja! Ein Match made in Heaven.
In deinem Song «Not fair» beschwerst du dich: «You never make me scream». Was bringt dich tatsächlich zum Schreien?
Oh mein Gott: Donald Trump! Und mein Mann natürlich – auf die gute Art und Weise. Und Glacé.
Warum sollten wir mit Lily Allen ins Bett gehen? Was ist so bahnbrechend an deinem Toy?
Es ist schlichtweg ein effektives Gadget, das seinen Job ziemlich gut macht. Bevor ich solche Hilfsmittel entdeckt habe, fiel es mir sehr schwer, eine Verbindung zu mir selbst herzustellen, mich zu entspannen und in Stimmung zu kommen. Der Womanizer hat es mir leicht gemacht, diese Grenze zu durchbrechen und die Angst davor, nicht kommen zu können, zu verlieren.
Ich dachte lange, mit mir würde etwas nicht stimmen, weil ich mich nicht zum Orgasmus bringen konnte.
Ein weiterer Vorteil des Womanizers: Ich bin sehr schlecht mit meinen Händen.
Wie kommt ihr beiden in Stimmung?
Im Grunde muss ich gar nicht mehr in Stimmung kommen. Ich brauche kein Schaumbad, keine Duftkerze oder sexy Musik um abzuschalten – ich brauche nur fünf Minuten meines Tages.
Was ist die Superpower eines guten Orgasmus?
Es fühlt sich wie ein verdammt gutes, endorphingeschwängertes Workout an.
Du bist Mutter, glücklich verheiratet, jetzt designst du ein Sextoy – schockierend! Ist Sexspielzeug nicht nur was für Singles und versaute Paare?
Überhaupt nicht. Mir persönlich geht es bei dieser Zusammenarbeit um einen längst überfälligen Befreiungsschlag. Darum, das Stigma zu brechen, weibliche Selbstbefriedigung zu normalisieren. Darum, Menschen dazu zu ermutigen, ihre Lust und Sexualität bewusst auszuleben. Sex mit dem Partner oder der Partnerin und Masturbation sind zwei völlig unterschiedliche Angelegenheiten. Es ist toll, wenn man Toys mit in eine Beziehung bringt, aber letztendlich geht es hier nur um einen selbst.
Ist Selbstbefriedung letztendlich der Schlüssel zu gutem Sex mit jemand anderem?
Ich denke schon. Denn nur wer masturbiert, weiss auch wirklich, was er mag. Wenn man das herausgefunden hat, lässt sich das an den Partner oder die Partnerin weitergeben. Das macht alles um sehr vieles leichter.
Und dennoch masturbieren viele Frauen nicht. Warum?
Die Gesellschaft gaukelt Frauen vor, dass Selbstbefriedigung etwas ist, wofür man sich schämen muss.
Die Idee, dass Frauen ihre Sexualität für sich selbst beherrschen und in dieser Form unabhängig sind, wirkt auf Männer vermutlich einschüchternd, weil es sie komplett aussen vor lässt.
Wie hat sich dein Sexleben und deine Selbstwahrnehmung im Laufe der Jahre verändert?
Meine späten Teeniejahre und frühen Zwanziger dienten quasi als Einleitung für das Kapitel Sex:
Ich war lange nicht mehr als ein Gefäss für männliche Lust. Es ging nicht darum, ob ich Spass hatte.
Und das war keineswegs die Schuld der Männer, mit denen ich schlief – es war eher mein Problem als deren. Dennoch: Ich glaube, wenn da jemand gewesen wäre, der in meiner Jugend offen und ohne Scham mit mir über Selbstbefriedigung gesprochen hätte, wäre ich mir meiner eigenen Verantwortung durchaus bewusst gewesen und hätte in Beziehungen anders gehandelt und andere Dinge gewollt. So war alles etwas konfus.
Es gibt wenige Gebiete, auf denen das Angebot für Frauen grösser ist als für Männer. Was sagt es uns, dass es grade bei Sexspielzeug exakt so ist?
Die weibliche Anatomie ist viel komplizierter. Es gibt unterschiedliche Arten, sich zu stimulieren und zu kommen. Es gibt ein Drinnen und ein Draussen – und es ist keine einfache Aufgabe, da den Fahrplan zu kennen.
Männer haben ihr Toy an sich dran hängen. Manchmal wachen sie auf und es ist einfach da. Da sind keine Anweisungen notwendig.
Was ist das Beste daran, eine Frau zu sein?
Kein Mann zu sein! Im Ernst: Ich schätze meine Weiblichkeit und denke, Freundschaften unter Frauen machen mehr Spass als die unter Männern.
Wenn der Womanizer ein Mensch wäre – wie würde er aussehen?
Fucking Hell, ich habe noch nie versucht, mir mein Toy bildlich vorzustellen (verzieht das Gesicht und lacht hysterisch). Eine Mischung aus ... irgendwas mit Mel Gibson!
Danke Lily, es war uns eine Ehre 🖤Den Liberty by Lily Allen × Womizer gibt es ab heute hier.