Jetzt hat also auch Über-Bloggerin Leandra Medine (Man Repeller) einen. Die Rede ist vom Squatty Potty. Ein Hocker aus Plastik, der sich vor die Toilettenschüssel schieben lässt. Weltweit wurden schon über fünf Millionen an den Mann und die Frau gebracht. Wieso sich das Ding verkauft wie warme Weggli? Weil es uns dabei hilft, unser Geschäft besser zu verrichten. Westliche Sitztoiletten sind eigentlich suboptimal für den Stuhlgang, so die Theorie.
Wer seine Füsse auf den Squatty Potty stellt, simuliert eine Hockeposition, in der sich der Darm dank entspannter Schliessmuskeln besser entleeren lässt. Das feiern auch Celebrities: Drag Queen RuPaul hat genauso öffentlich über den Hocker geschwärmt wie Talkshow-Host Jimmy Kimmel. «Breaking Bad»-Star Bryan Cranston verkündete im amerikanischen Frühstücksfernsehen stolz, seiner Frau einen zum 27. Hochzeitstag gekauft zu haben.
Mit Trendsetterin Leandra Medine ist nun ein weiterer Fan hinzugekommen, der den Squatty Potty endgültig auch im Lifestyle-Universum salonfähig macht. So wie das Thema Verdauung allgemein. «Das Pups-Tabu», «Alles Scheisse?!», «Happy Darm» heissen nur ein paar der Bücher, die aktuell in der Selbsthilfe-Abteilung jedes gut sortierten Buchladens zu finden sind.
Sie springen auf den Zug auf, der 2014 durch das Buch «Darm mit Charme» in Fahrt kam. Die unterhaltsamen Schilderungen der damaligen Medizinstudentin und heutigen Ärztin Giulia Enders haben massgeblich dazu beigetragen, dass wir heute lockerer über unseren Stuhlgang reden. Und das beschränkt sich nicht nur auf den deutschen Sprachraum: Die Enttabuisierung der Verdauung ist ein weltweites Phänomen.
Die Bauch-Hirn-Connection
Gut Health – also Darmgesundheit – führt laut Forbes die Liste der Ernährungstrendthemen 2019 an. Dafür verantwortlich sind neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die unsere Verdauung direkt mit unserer geistigen Gesundheit in Verbindung bringen. «Je mehr wir über die Beziehung zwischen Magen-Darm-Trakt und Gehirn lernen, desto wichtiger wird sie», sagt Dr. Abigail Koppes. Die Chemie- und Bioingenieurswissenschaftlerin untersucht, wie sich eine gesunde Verdauung auf unsere geistige Gesundheit und unser allgemeines Wohlbefinden auswirkt.
Auch der Aufstieg der Alternativmedizin fördert das Interesse für die Vorgänge in unserem Bauch. Traditionelle Chinesische Medizin und Ayurveda aus Indien etwa verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz und messen dem Verdauungssystem eine zentrale Bedeutung bei.
Die Foodindustrie hat bereits auf die gesteigerte Nachfrage nach Produkten für eine verbesserte Darmgesundheit reagiert: Whole Foods sieht ein Riesenpotenzial in Produkten zur Sanierung der Darmflora: «Wellness-orientierte Marken machen es einfacher, Probiotika zu sich zu nehmen, in dem sie Grundnahrungsmittel wie Müsli, Haferflocken, Suppen und Energieriegel damit versetzen», heisst es in einem Statement.
Auf das grosse Trend-Thema Ernährung folgt jetzt der Hype um die Verdauung – eigentlich nur konsequent. Und so wird man die allmorgendliche Frage nach dem Stuhlgang vielleicht schon bald nicht mehr nur in den Ayurveda-Ferien beantworten, sondern auch im Freundes- oder Kollegenkreis offener diskutieren.
Anfangs mag das noch etwas gewöhnungsbedürftig sein, aber eigentlich können wir doch nur davon profitieren. Wenn jemand mit einer Erkältung zu kämpfen hat, stehen wir ja auch sofort mit Tipps für helfende Hausmittel zur Stelle. Wieso soll das bei Verstopfung oder Durchfall anders sein?
In diesem Sinne: Kauft euch einen Squatty Potty! Die Dinger sind wirklich lebensverändernd.