«Elf von 100.000 Frauen bekommen Gebärmutterhalskrebs», erklärt Univ. Prof. Dr. Christian Dadak, Frauenarzt und Autor von »Frauen & Krebs - Hilfe für Betroffene und Angehörige». Bei der Erkrankung handelt es sich um bösartige Veränderungen des Gebärmutterhalsgewebes, meistens im Bereich des Muttermundes. Regelmässige Vorsorgeuntersuchungen sind für Frauen bereits im Jugendalter enorm wichtig. Warum, wie diese aussehen und welche Folgen eine Krebserkrankung mit sich bringen kann, erklärt der Gynäkologe im Interview.
In welchem Alter sollten junge Frauen mit der Vorsorge gegen Gebärmutterhalskrebs beginnen?
Univ. Prof. Dr. Christian Dadak: Sobald Geschlechtsverkehr stattfindet, muss auch Vorsorge für Gebärmutterhalskrebs getroffen werden. Bei der Untersuchung in frühen Jahren, möglichst vor dem ersten Geschlechtsverkehr, können auch gleich Verhütungsmittel und Schutz vor anderen Infektionen thematisiert werden. Spätestens mit 18 Jahren sollte eine Vorsorgeuntersuchung stattfinden.
Zum Einsatz kommen dann die bekannten HPV-Impfungen. Was genau hat es damit auf sich?
Bis 14 Jahre genügen zwei Impfungen, um eine vollständige Immunität gegen HP-Viren, derzeit neun, zu erzielen. Später benötigt man drei Injektionen, um eine vollständige Immunität zu erreichen. Diese Impfungen sind sehr effektiv und können das Risiko von Gebärmutterhalskrebs, aber auch von anderen Krebsarten, sehr effektiv senken.
Gibt es Daten, die belegen, wie lange der Impfschutz anhält?
Es gibt keine sicheren Daten, die belegen, wie lange der Impfschutz anhält, da es diese Impfung noch nicht so lange gibt.
Wie sieht die Vorsorge gegen Gebärmutterhalskrebs noch aus?
Vorsorgeuntersuchungen gegen Gebärmutterhalskrebs sollten mindestens jährlich, besser halbjährlich, stattfinden. Dabei wird ein Pap-Abstrich vorgenommen, benannt nach seinem Entdecker George N. Papanicolaou. Die Befunde werden dann in verschiedene Stufen eingeteilt: Eins und zwei sind gutartige Befunde, ab Stufe drei wird es kritisch. Die Vorsorgeuntersuchung dient dazu, möglichst Vorstufen von Krebs zu erkennen und einer gezielten Behandlung zuzuführen.
Welche Symptome treten bei einer Gebärmutterhalskrebserkrankung auf?
Bei den Vorstufen von Muttermundkrebs werden keine Veränderungen oder Symptome augenscheinlich. Manchmal kommt es jedoch zu Blutungen beim Geschlechtsverkehr, das sind dann wirkliche Warnsymptome, die man ärztlich abklären sollte. Bei eingetretenen Gebärmutterhalskrebs kommt es zu starkem Ausfluss und Blutungen.
Wie gefährlich kann Gebärmutterhalskrebs werden und welche langfristigen Folgen gibt es?
Bei fortgeschrittenen Karzinomen kommt es zum Einwachsen des Karzinoms in die Blase oder in den Dickdarm. Auch Verlegungen des Harnleiters sind möglich und dadurch kommt es zu Abflussproblemen des Nierensystems. Ebenso kann es zur Bildung von Tochter- Geschwülsten (Metastasen) kommen.
Wie wird der Krebs behandelt?
Nur im Anfangsstadium können sinnvollerweise Operationen durchgeführt werden, in späteren Stadien sind Chemo- und Strahlentherapie die Mittel der Wahl.
Wie viele Frauen sind im Durchschnitt betroffen?
Elf von 100.000 Frauen bekommen Gebärmutterhalskrebs. Der erste Gipfel der Erkrankung liegt zwischen 35 und 40 Jahren, der zweite Gipfel zwischen 60 und 70 Jahren.
Wie kann man einer Erkrankung effektiv vorbeugen?
Die häufigsten Ursachen für Gebärmutterhalskrebs sind HPV-Infektionen. Diese Erkrankung kann man effektiv nur durch eine Impfung und durch die Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr vorbeugen. Die Impfung schützt nicht nur vor Gebärmutterhalskrebs, sondern auch vor Scheiden- und Analkrebs sowie vor Krebs in der Mundhöhle bei oralem Verkehr. Auch beim Mann kommt es durch HPV-Infektionen zu Analkrebs und Mundhöhlenkrebs.
Wie stehen die Heilungschancen bei Gebärmutterhalskrebs?
Bei den Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses sind die Erfolgschancen sehr, sehr gut. Ab dem Zeitpunkt der Invasion in die Tiefe des Muttermundes sind die Überlebenschancen aufgrund der frühzeitigen Metastasierung schon sehr schlecht.