Während andere tief und fest dösen, gehen Schlafwandler auf nächtliche Touren. Dies tritt vor allem auf, wenn man einen erhöhten Schlafdruck hat. Beim Nachtwandeln sind einige Hirnareale im Tiefschlaf, andere hingegen im Wachmodus. Heisst: Man kann dabei sogar komplexe Handlungen ausführen. Genau aus diesem Grund besteht beim Schlafwandeln eine gewisse Gefahr. «Riskant wird es, wenn man aufsteht und durch die Gegend läuft. In so einem Fall kann man umfallen oder andere gefährliche Dinge tun», warnt Marc Spielmanns, ärztlicher Leiter im Zentrum für Schlafmedizin Zürcher Oberland im GZO Spital Wetzikon.
Gewisse Schlafwandler*innen verlassen sogar die Wohnung, überqueren die Strasse oder stürzen aus dem Fenster. Solche Fälle gäbe es jedoch eher selten. Laut dem Schlafexperten sind die häufigsten Formen vom Schlafwandeln nämlich Hinsetzen oder Herumnesteln im Bett. Da gäbe es keinen Grund zur Sorge.
Gefahren mindern
Wenn man dazu tendiert, beim Schlafwandeln komplexe Handlungen zu tätigen, sollte man das Gefahrenpotenzial abwägen. «Unter gewissen Umständen ist es zu empfehlen, das Fenster abzusichern», rät der Experte. Sei im Haus eine gefährliche Treppe vorhanden, sollte zur Sicherheit die Zimmertür abgeschlossen werden. Am besten räumt man laut Spielmanns auch spitzige Gegenstände weg, über die man laufen könnte.
Stösst man einen Schlafwandler oder eine Schlafwandlerin, sollte man ihn oder sie auf keinen Fall aufwecken: «Nehmt ihn oder sie an der Hand und begleitet ihn oder sie vorsichtig wieder zurück ins Bett», so Spielmanns.
Schlafwandel bewältigen
Besonders im Kindesalter kommt Schlafwandel oft vor. Laut Spielmanns nachtwandeln sogar 15 bis 30 Prozent aller Kinder. «Man nimmt an, dass dies mit der Hirnreife zu tun hat. Wenn das erwachsene Alter erreicht wird, verschwindet das Phänomen im Normalfall», erklärt Spielmanns.
Bei Erwachsenen hänge Schlafwandel oft mit Stress zusammen. Medikamente, Drogen und Alkohol können das Nachtwandeln ebenso auslösen. «Wenn Schlafwandler*innen Medikamente nehmen, sollten sie mit einem Arzt darüber sprechen und eventuell die Medikation umstellen», sagt der Schlafexperte. Bei Stresssituationen helfe in der Regel eine Gesprächstherapie, um den Stressabbau zu fördern. Auch Entspannungsverfahren wie Progressive Muskelentspannung und Autogenes Training können positive Effekte erzielen.
Das Nachtwandeln sei oft nur eine Phase im Leben und sollte mit der Zeit von alleine verschwinden. Trotzdem empfiehlt Spielmanns, das Ganze bei einem Spezialisten abzuklären. «Es gibt nämlich einige andere Störungen, bei denen Bewegungen im Schlaf auch vorkommen können. Somit werden sie oft mit Schlafwandel verwechselt. Das betrifft Erkrankungen wie Demenz, Angststörungen, Depressionen und Psychosen», führt Spielmanns aus.
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