Beim Meditieren ist es fast so wie beim Yoga: Angebote gibt es viele. Zu viele. Retreats hier, Seminare da, Apps oder YouTube-Videos ohne Ende. Die Auswahl ist überwältigend – und so wird der Wunsch nach Ruhe schnell zur stressigen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Um euch etwas Orientierungshilfe mit auf den Weg zu geben, haben wir hier die sechs gängigsten Meditationsformen kurz zusammengefasst.
Achtsamkeitsmeditation
Achtsamkeit ist in der Wellness- und Gesundheitsindustrie seit ein paar Jahren das Schlagwort schlechthin. Aber was genau verbirgt sich dahinter? Blosses Abschalten und Ausklinken? Ganz im Gegenteil. Wer Mindfulness Based Stress Reduction (oder kurz: MBSR) praktiziert, lenkt die Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt. Ziel ist es, Gedanken, Emotionen und den Körper bewusst wahrzunehmen und bedingungslos zu akzeptieren. Um dies zu erreichen, bringt man den unruhigen Geist mit verschiedenen Techniken unter Kontrolle. Beim Bodyscan wandert die Konzentration vom Scheitel bis zu den Fusssohlen langsam durch den Körper. Aber auch über den Atem oder ein bewusstes Gehen können die Gedanken gesteuert werden.
Zu wem passts? Dank relativ einfacher Übungen findet man einen schnellen Einstieg und kann alleine zu Hause praktizieren. Perfekt für Anfänger.
Vipassana
Vipassana ist in der buddhistischen Tradition verankert, wird aber auch von vielen Nicht-Buddhisten praktiziert. Besonders die Schweigeretreats in Thailand sind bei Touristen sehr beliebt. Worauf genau sie sich da einlassen, wissen allerdings die wenigsten. Denn die meist 10-tägigen Aufenthalte im Meditationszentrum oder Kloster sind kein Zuckerschlecken. Im Grunde genommen wird auch beim Vipassana Achtsamkeit, also die bewusste Wahrnehmung von Körper und Geist trainiert. Das oben erwähnte MBSR basiert zu einem grossen Teil auf Vipassana. Letzteres ist aber nur schon aufgrund der längeren Dauer intensiver. Ziel ist hier nicht viel weniger als tiefe Einsichten und ein neuer Blick auf das Leben.
Zum wem passts? Zu allen, die aus härterem Holz geschnitzt sind. Körperlich wie geistig stösst man hier an seine Grenzen – ist aber umso mehr bereichert, wenn man sie überwindet. Am besten tastet man sich langsam an das Thema heran.
Zen-Meditation
Beim sogenannten Zazen sitzt man in einem aufrechten Lotussitz, legt die Hände auf den Schoss und lässt die Augen im Gegensatz zu Vipassana leicht geöffnet. Eine ruhige Atmung und die aufrechte Haltung stehen hier im Zentrum. Die Gedanken werden nicht bewusst gesteuert, sondern man lässt sie an sich vorbeiziehen. Dabei wird der Blick auf das Wesentliche geschärft. Ziel beim Zazen ist rein theoretisch allein das absichtslose Sitzen. Meditieren zum Selbstzweck quasi. Aber schon wer regelmässig rund 20 Minuten am Stück praktiziert, kann mit einem Energieschub und einer erhöhten Konzentrationsfähigkeit rechnen.
Zu wem passts? Wer die Meditation fest in seinen Alltag einbauen möchte, ist hier gut bedient. Das reine Sitzen braucht anfangs etwas Übung, wird dann aber schnell zur angenehmen Routine.
Transzendentale Meditation
Bei der 1957 von Maharishi Mahesh Yogi – ja, bei dem waren auch die Beatles – erfundenen Meditationstechnik werden Mantras angewendet. Sie sollen dabei helfen, das Gedankenkarussell zu stoppen und die Aufmerksamkeit auf das reine Bewusstsein zu lenken. Dieser tief entspannte Zustand wird auch als «ruhevolle Wachheit» bezeichnet. Wer genau wissen möchte, wie das funktioniert, muss einen kostenpflichtigen Kurs besuchen, denn die Transzendentale Meditation ist markenrechtlich geschützt und darf nur von autorisierten Personen unterrichtet werden. Geübt werden sollte zweimal täglich zwanzig Minuten.
Zu wem passts? Zu allen, die schnelle Erholung suchen, den Stress hinter sich lassen möchten – und nichts gegen die organisierten Strukturen (und die damit verbundenen Kosten) hinter dieser Meditationstechnik haben.
Tantrische Meditation
Tantra wird in der westlichen Kultur oft mit verrückten fernöstlichen Sexpraktiken in Verbindung gebracht. Dabei handelt es sich in erster Linie um einen Yoga-Stil und die damit verbundene Philosophie. Bei der tantrischen Meditation wird von sieben Chakren – oder Energiezentren – im Körper ausgegangen, die bewusst angesteuert und «geöffnet» werden. Dies geschieht über verschiedene Haltungen, Atemtechniken, Mudras (Handgesten), Visualisierungen und Mantras. Diese Übungen können einzeln oder gemeinsam mit einem Partner durchgeführt werden. Denn ja, auch die sexuelle Energie im Körper soll genutzt werden, um einen Zustand der Ekstase zu erreichen.
Zu wem passts? Wenn euch blosses Sitzen zu langweilig erscheint und ihr lieber über ein körperliches Erlebnis den Zugang zu eurem Inneren finden möchtet, seid ihr hier an der richtigen Stelle. Wer Berührungsängste hat, kann sich auch an anderen Yoga-Formen oder Qigong versuchen, bei denen man ebenfalls über leichte Bewegungen in die Meditation eintaucht.
Geführte Medtitaion
Auf diesem Konzept beruhen die meisten Meditations-Apps oder YouTube-Videos, bei denen eine Stimme uns mittels Bildern oder Geschichten in einen milden Trancezustand führt. Während bei anderen Meditationsformen der aufrechte Sitz wichtig ist, kann man sich hier meist auch im Liegen auf die Fantasie-Reise begeben. Das Ziel: tiefe Entspannung und ein kürzeres oder längeres Ausklinken aus dem Alltag.
Zu wem passts? Auch wer zuvor noch gar keine Erfahrungen mit Meditation gemacht hat, wird hier abgeholt – und der Zeitaufwand ist gering. Manche Anleitungen sind nur fünf Minuten kurz. Herausfordernd kann es einzig sein, das richtige Angebot zu finden. Denn nicht jede Stimme spricht jeden von uns gleich an. Probieren geht über Studieren.