Würde sie als Angestellte in der Schweiz arbeiten, wäre seit einem Jahr pensioniert. Als monegassischer Royal allerdings sieht Prinzessin Carolines Zukunft etwas anders aus. Royale Repräsentationspflichten kennen kein Alter – und so wird sie auch mit ihren seit heute 65 Jahren weiterhin im Dienste ihrer Familie stehen.
Auch wenn «im Dienste der Familie» bei Royals durchaus als berufliche Verpflichtung zu verstehen ist, hat sich Caroline den Slogan auch in privater Hinsicht auf die Fahne geschrieben – und das auf mehreren Ebenen.
Mit ihren Geschwistern Fürst Albert, 63, und Prinzessin Stéphanie, 56, pflegt Caroline etwa ein ganz besonderes Verhältnis, was vor allem in den letzten Monaten immer wieder zu sehen war. Die Geschwister sind in der Zeit, seit Albert ohne Fürstin Charlène, 43, auskommen muss, die momentan in einer Klinik behandelt wird, noch näher zusammengerückt. So haben Stéphanie und Caroline ihren Bruder etwa an Anlässe begleitet, standen ihm immer zur Seite und kümmerten sich liebevoll um seine Kinder Prinz Jacques und Prinzessin Gabriella, beide 7.
Albert schwärmte daraufhin im Gespräch mit «Paris Match», dass er und seine Kinder sich «in dieser schwierigen Situation» sehr aufgehoben gefühlt hätten, «sehr unterstützt von unserer Familie, begonnen bei meinen Schwestern». Es sei «herzerwärmend», solche Unterstützung zu haben. Und bereits zuvor hatte er in einem Interview mit «People» nur die besten Worte für seine Schwester Caroline übrig, die er als «ziemlich bemerkenswerte Frau», bezeichnete. «Sie ist sehr schlau und erteilt enorm gute Ratschläge.» Er habe grosses Vertrauen in sie. «Für gewöhnlich hole ich mir bei ihr Anregungen, wenn ich mir in einer Situation nicht sicher bin.» Entsprechend sorgenbefreit gibt Albert auch seine Kinder nur allzu gerne in Carolines Obhut. «Sie ist eine wirklich gute Mutter, und wahrscheinlich ist sie jetzt sogar noch eine bessere Grossmutter – wenn das denn möglich ist.»
Es gäbe gleich vier Kandidatinnen und Kandidaten, die das beurteilen könnten. Caroline ist Mutter von vier Sprösslingen: Andrea, 37, Charlotte, 35, und Pierre, 34, stammen aus ihrer Ehe mit Stefano Casiraghi, ihre zweite Tochter Alexandra von Hannover, 22, aus der Ehe mit Ernst August Prinz von Hannover.
Den Halt einer Familie hat Caroline schon früh gesucht. Im Alter von 21 Jahren hat sie zum ersten Mal geheiratet. Gegen den Willen ihres Vaters Fürst Rainier ehelichte sie den französischen Industriellen Philippe Junot. Die Verbindung hielt allerdings nur zwei Jahre, im Oktober 1980 folgte die Scheidung zwischen Caroline und dem 17 Jahre älteren Junot. Zehn Jahre später wurde die Ehe sogar von Papst Johannes Paul II. annulliert.
Mittlerweile ist Caroline mit dem deutschen Adligen Prinz Ernst August von Hannover, 67, verheiratet. Sie und der Welfenprinz sollen jedoch bereits seit 2009 getrennt leben und Ernst August habe mit spanische Künstlerin Claudia Stilianopoulos, 48, bereits schon eine neue Partnerin.
Carolines grosse Liebe sei aber sowieso ihr zweiter Ehemann Stefano Casiraghi gewesen, mit dem sie drei Kinder bekam. Am 29. Dezember 1983 heirateten die beiden, und die Ehe hielt rund sieben Jahre – bis der Tod das Paar schied. Während der Rennboot-Weltmeisterschaft verunglückte Carolines Ehemann vor der Küste Monacos tödlich, worüber Caroline öffentlich nie gesprochen hat.
Doch der tragische Tod ihres geliebten Ehemannes ist nicht der erste schwere Verlust, den Caroline in ihrem Leben hat hinnehmen müssen. Wie ihre drei erstgeborenen Kinder später als Halbwaisen aufgewachsen sind, musste auch sie selbst im Alter von 25 Jahren den Tod ihrer Mutter Fürstin Gracia Patricia aka Grace Kelly verkraften.
Die ehemalige Schauspielerin war im September 1982 mit ihrer jüngsten Tochter Stéphanie unterwegs, die damals 17 Jahre alt war. Am Ortseingang von Cap-d'Ail geriet das von ihr gelenkte Auto in einer Haarnadelkurve von der Strasse ab und stürzte 40 Meter tief einen Abhang hinunter. Stéphanie erlitt eine Gehirnerschütterung und einen Wirbelbruch, ihre Mutter hatte Hirnverletzungen, Quetschungen des Brustkorbes sowie einen Schlüsselbeinbruch vom Unfall davongetragen. Einen Tag nach dem schrecklichen Unfall erlag sie schliesslich ihren schweren Verletzungen.
Das Verhältnis zu ihrer Mutter und ihrem Vater war für Caroline allerdings nicht immer ein einfaches, wie sie etwa im Buch «The Man and The Prince» anlässlich des 60. Geburtstags ihres Bruders Albert verraten hat. Bezugspersonen waren demnach nicht ihr 2005 verstorbener Vater und die Mutter, sondern Kindermädchen Maureen Wood. «Für meinen Bruder und mich war sie die Schlüsselfigur in unseren Leben», liess sich Caroline zitieren. «Als wir klein waren, hatten wir wahrscheinlich ein engeres Verhältnis zu ihr als zu unseren Eltern.» Besonders erinnerte sie sich an Zeiten, in denen Wood Sommerferien hatten. «Albert und ich schrien immer: ‹Geh nicht, geh nicht!› Wir waren tagelang traurig. Oft rief unsere Mutter Maureen an, um sie zu bitten, früher aus dem Urlaub nach Hause zu kommen.»
Die Bindung zum Fürstenpaar blieb lange eher durchwachsen. «Bis wir 14 waren, haben wir nicht mit unseren Eltern gegessen», gestand Caroline. Umso mehr fand sie in ihrem Bruder das Zuhause, nach dem sie sich sehnte. Doch auch diese Beziehung basiert auf keinem einfachen Fundament.
Bis zum Zeitpunkt von Alberts Geburt nämlich war Caroline Thronfolgerin. Diesen Status verlor sie an ihren Bruder, weil die monegassische Thronfolge männliche Nachkommen bevorzugt. Nach dem Tod des gemeinsamen Vaters wurde Albert demzufolge 2005 der neue Fürst von Monaco. Da er zu diesem Zeitpunkt noch keine ehelichen Kinder hatte, lautete der offizielle Titel von Caroline damals Erbprinzessin. Sie war wiederum nächste Anwärterin auf den Thron – bis Albert im Alter von 56 Jahren doch noch Vater wurde. Nun steht Caroline hinter Prinz Jacques und Prinzessin Gabriella an dritter Stelle der Thronfolge.
Dass sie als Frau mitunter in der Thronfolge benachteiligt wurde, nahm Caroline als Anlass, um auf Missstände aufmerksam zu machen. Denn nicht nur in der Erblinie wurde sie wegen ihres Geschlechts zurückgestuft, auch ihre Mutter Grace Kelly schien die schulischen Ambitionen ihrer Tochter nicht allzu ernst zu nehmen. Der Feminismus sei eine lebhafte Diskussion gewesen in der Generation, zu der sie gehöre, sagte Caroline in einem Gespräch mit «Madame Figaro». «Dennoch erinnere ich mich, wie meine Mutter zu mir in guter Absicht sagte: ‹Du musst nicht zur Schule gehen.›»
«Ich erinnere mich an einen Professor, der mir mit unglaublicher Grausamkeit sagte: ‹Sie nehmen einem Studenten, der es verdient hat, den Platz weg›»
Prinzessin Caroline
Caroline widersetzte sich ihrem Rat, begann Politik, Philosophie, Biologie und Psychologie zu studieren, ohne je ein Fach abzuschliessen. Dennoch wollte sie es allen zeigen, denn ihr schlugen viele Zweifel entgegen. «Ich erinnere mich an einen Professor, der mir mit unglaublicher Grausamkeit sagte: ‹Sie nehmen einem Studenten, der es verdient hat, den Platz weg.›» Umso motivierter war sie. «Ich wollte besser sein als die Buben, in der Schule oder im Sport», erzählte sie.
Einen Mann allerdings kann sie fast nicht schlagen: ihren Bruder. Fürstin wird sie aller Voraussicht nach nicht mehr werden in diesem Leben. Doch das muss sie auch nicht: Beim Volk nämlich ist Caroline sehr beliebt, nahm nach dem Tod ihrer Mutter eine besondere Rolle innerhalb der Familie ein – und steht noch jetzt allen zur Seite, wenn sie sie brauchen. Und so hat die Prinzessin, die heute 65 Jahre alt wird, einen ganz besonderen Kosenamen erhalten, der womöglich fast gleich viel wert ist wie der Titel, den ihr Bruder trägt. Statt der Fürstin von Monaco ist sie für das Volk etwas anderes: schlicht und einfach die Fürstin der Herzen.