Wenn sich die Geschmacksknospen entfalten, die Aromen wie kleine Explosionen durch den Gaumen tänzeln, sich vielleicht noch durch einen Hauch Feige abrunden lassen – dann ist der Genussmensch im Käsehimmel. Was gibt es besseres als einen rezenten, brüchigen Gruyère oder einen smoothen Brie, der im Mund förmlich schmilzt? Eine intakte Gesundheit vielleicht. Denn laut einer Studie ist das Food-Maskottchen der Schweiz dem Tode geweiht. Oder zuvor eben der, der es heiss und innig liebt.
Cheddar ist das Crack unter den Mäuse-Snacks
Schon mal die Doku «What The Health» auf Netflix gesehen? Der aufmerksame Betrachter kann sich vielleicht noch an Bestseller-Autor und Professor für Medizin an der George Washington University School of Medicine, Dr. Neal Barnard, erinnern. Der jedenfalls führt das enorme Suchtpotenzial von Käse nicht nur auf den ekstatischen Genuss zurück, sondern auch auf ominöse Milchproteine, die milden Opiaten ähneln und so unseren Körper ähnlich wie Heroin oder Crack in Verzückung bringen. Casomorphin, das ja schon verdächtig nach Morphium klingt, geht in Produktion, wenn das Milchprotein Casein im Magen verdaut wird. Es stimuliert die Rezeptoren im Gehirn, Dopamin wird ausgeschüttet und ein körperliches Wohlgefühl entsteht. Willkommen im Käserausch! Wer sich die volle Dröhnung geben will, isst laut Dr. Barnard übrigens viel Cheddar.
Eine ähnlich glückstrunkene Erfahrung wie die des Casimorphins können übrigens auch die Endorphine bescheren: Statt sich durch die Käseplatte zu fräsen, könnte man also auch ne Runde joggen.
Ist Käse so schlimm wie Schokolade?
Lebkuchen, Glühwein, Knabbereien, Süssgetränke – davon wird man dick, das lernt man schon als Kind. Aber Mama hat nicht richtig Bescheid gewusst: Denn überspitzt gesagt, ist das alles ganz harmlos. Wenn! Man es mit Käse vergleicht. Dr. Neal Barnard nämlich deckt schmerzlicherweise auf, dass in Käse mehr Kalorien als in Limo stecken und mehr Salz als in Pommes-Chips hocken. Aber warum bloss …? Die schwere Ladung an Kalorien resultiert aus tierischen Fetten und genau die rasen schlichtweg in die Fettdepots des Körpers und siedeln sich dort an. Ausserdem legen sie den Stoffwechsel lahm.
Der Grund dafür, dass man beim Apéro die pikanten Parmesan-Würfel nur so in sich hineinschaufelt, ist neben dem guten alten Casomorphin die verhängnisvolle Kombi aus Fett und Salz.
Ist Käse also Tod und Verderben mit Rinde? Gesättigte Fettsäuren lassen den Cholesterinwert im Blut ansteigen und ebnen Herz-Kreislauferkrankungen den Weg in die Hölle. Also: ja?
Und jetzt? Nie wieder Käse ...? Sorry, es ist Chäs-Fondue-Ziit!
Hmm. Naja, zumindest empfiehlt der US-Forscher Barnard, die Käseräusche zu reduzieren. Es ist schliesslich Fakt, dass ein Veganer, der ja komplett auf Milchprodukte verzichtet, im Schnitt sechs Kilo leichter ist als ein schnöder Vegetarier, der munter in Lactose schwelgt. Heisst das, wer ein bisschen Gewicht loswerden will, wird schlicht vegan? Alles ganz einfach? Nun ist pflanzenbasierte Ernährung in erster Linie eine Geisteshaltung und keine Diät. Wer geniessen und dennoch etwas auf sich und seine Gesundheit achten möchte, den schraubt die Käsefondue-Pläusche um ein paar Caquelons herunter.
Ob es fäden-ziehende Entzugserscheinungen gibt? Vermutlich schon, sagen wir da mit einer dicken Krokodilsträne im Auge. Mit denen von Heroin oder Crack können sie es aber dann doch nicht aufnehmen, keine Sorge.