Am 2. März hat einmal mehr die alljährliche Fastenzeit begonnen. Bis zum 14. April verzichten viele Menschen auf Süssigkeiten, Alkohol und andere Genussmittel. Eine beliebte Methode ist das Intervallfasten. Dafür nimmt der oder die Fastende innerhalb von acht Stunden zwei bis drei Mahlzeiten zu sich. In den restlichen 16 Stunden wird nichts gegessen. Durch die Ernährungsmethode soll man schon nach kurzer Zeit ein neues Lebensgefühl geniessen können. Zudem kommt sie unserer Gesundheit zugute. Ernährungsberaterin Nicole Just, Autorin von «Gesundmacher Intervallfasten», hat im Interview fünf spannende Fakten über die beliebte Fastenmethode verraten.
Mehr Energie durch Ketone
«Wer länger als zwölf Stunden fastet, fordert den Körper heraus: Nach etwa zwölf Stunden beginnt der nämlich damit, seine eigenen Fettreserven anzugehen. Dabei wird das Fett in Fettsäuremoleküle, die sogenannten Ketone oder Ketonkörper, umgewandelt. Die Ketone haben viele Aufgaben im Körper: Sie stellen unter anderem die Energieversorgung von Herz, Hirn sowie allen weiteren lebensnotwendigen Organsystemen sicher. Und sie waren schon immer die Notfallenergiespender in Hungerzeiten. Gleichzeitig wirken sie beruhigend auf alle chronischen Entzündungsvorgänge, also auf Autoimmunerkrankungen sowie auf die sogenannten Zivilisationskrankheiten. Ohne akute Entzündungsprozesse im Körper können wir uns besser regenerieren. Und wer gesund ist, hat selbstverständlich auch mehr Energie!
Aber Achtung: Es ist nicht gesund, grundsätzlich auf Kohlenhydrate zu verzichten, wie es oft in Low-Carb- oder Paleo-Diäten propagiert wird. Ketone sind Notfall-Energielieferanten! Unsere Zellen und vor allem unser Gehirn sind auf die regelmässige Zufuhr von Glukose und damit Kohlenhydraten angewiesen. Zudem trägt eine extrem ketonbildende Ernährungsweise zur Übersäuerung bei. Darum empfehlen wir eine vollwertige, pflanzenbasierte Ernährung mit möglichst naturbelassenen, frischen Zutaten wie Vollkornprodukten, wenigen hochwertigen Fetten, Nüssen und Saaten sowie Obst und Gemüse.»
Das Bauchfett schmilzt durch Ketone
«Bauchfett ist nicht nur ein kosmetisches, sondern vor allem ein gesundheitliches Problem. Denn es produziert viel mehr entzündungsverursachende Fettgewebshormone als andere Fettgewebe und schüttet Botenstoffe (Zytokine) aus, die den gesamten Körper in einen chronischen Entzündungszustand versetzen können. Solche chronischen Entzündungen im Körper fördern Gefäss-, Autoimmun- und Demenzerkrankungen. Genauso ist Bauchfett mitverantwortlich für Diabetes mellitus und Krebs. Und das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle steigt.
Auch hier sind wieder die Ketone der Schlüssel: Intervallfasten heizt die Fettverbrennung an und geht insbesondere dem Bauchfett an den Kragen. Denn wenn nach einem Fastenzeitraum von etwa zwölf Stunden der Organis/node/304799mus damit beginnt, seine eigenen Fettreserven zu verbrauchen, geht es natürlich auch dem Bauchfett an den Kragen. Gleichzeitig werden dabei sowohl der Zucker- als auch der Fettstoffwechsel reguliert. Bauchfett sorgt nämlich unter anderem auch dafür, dass das Gehirn das Satthormon Leptin nicht mehr wahrnimmt und man viel mehr isst, als man es eigentlich bräuchte.»
Anti-Aging-Effekte
«1993 entdeckten die Biologen und Genetiker David A. Sinclair und Lenny Guarente im Zuge ihrer Forschungen über die Mechanismen des Alterns eine ganz besondere Enzymfamilie: die Sirtuine. Sirtuine aktivieren die Reparaturmechanismen und Abwehrkräfte der Zellen, bessern DNA aus, die durch ungesunde Ernährung, negative Umwelteinflüsse, psychische Belastungen und Bewegungsmangel permanent geschädigt wird, und schützen so das Erbgut und die Lebensdauer der Zelle. Sirtuine sind damit das Gegenteil von freien Radikalen. Dank ihrer Hilfe ist der Organismus unabhängig vom Alter selbst unter widrigsten Bedingungen, wie Hitze sowie kurzzeitigem Wasser- oder Nahrungsmangel, in der Lage zu überleben. Einen Haken gibt es jedoch: Die zellschützenden Sirtuine können nur wirken, wenn der Magen leer ist und das Verdauungsenzym »Nicotinamidadenindinukleotid«, kurz NAD, nichts mehr zu tun hat. Oder aber, wenn der Magen mit Pflanzenkost gefüllt ist, denn auch dann hat das NAD-Enzym nichts zu tun. Eine vegane, vollwertige Ernährung in Kombination mit Intervallfasten unterstützt die Sirtuine und hat somit einen Anti-Aging-Effekt auf den gesamten Organismus.»
Glücksgefühle
«In unserem Körper sorgt das Glückshormon Serotonin für gute Stimmung, indem es bestimmte Areale im Gehirn biochemisch aktiviert. Ärger, Stress, Überlastung oder Unzufriedenheit, aber auch ein zu voller Bauch verbrauchen allerdings selbst viel Serotonin und verursachen zudem ein Verlangen nach Ersatzbefriedigung. Die leben wir meistens in Form von zu viel und/oder ungesundem Essen aus, was dann wiederum für schlechte Stimmung sorgt. Der Teufelskreis beginnt also immer wieder von vorn. Im schlimmsten Fall kann dieser Kreislauf depressiv machen. In jedem Fall raubt er unnötig Energie. Beim Intervallfasten kann man diese Stimmungstiefs unterbrechen. Auch hier sind wieder die Ketonkörper verantwortlich. Sie sorgen dafür, dass vermehrt Serotonin gebildet wird.»
Auf diese Krankheiten wirkt sich Intervallfasten positiv aus
«Intervallfasten wirkt sich positiv auf Autoimmunerkrankungen sowie die sogenannten Zivilisationskrankheiten aus. Wer über einen Zeitraum von mindestens zwölf Stunden fastet, setzt im Körper Vorgänge in Gang, die sich beruhigend auf alle chronischen Entzündungsvorgänge auswirken. Solche Entzündungen im Körper sind verantwortlich für Autoimmunerkrankungen wie Allergien, Hashimoto, Multiple Sklerose und Rheuma und begünstigen die Entstehung von Akne, Darmerkrankungen, Übergewicht, Bluthochdruck, Depressionen und Diabetes. Auch Übergewicht kann man mit Intervallfasten in den Griff bekommen.
Wichtig ist dabei, auf eine möglichst naturbelassene, frische und vollwertige Ernährung zu achten, die pflanzenbasiert, also vegan ist. Das ist glücklicherweise sehr unkompliziert und auch sättigend! Denn gerade eine vollwertige vegane Ernährung enthält reichlich Ballaststoffe, viele Vitamine und Mineralstoffe und wenig Fett. Das bedeutet, man kann sogar mehr essen als bei einer Ernährungsform, die stark auf tierische Produkte fokussiert ist.»