Feuer, Wasser, Erde und Luft – das sind die vier Elemente, die den meisten Leuten in der westlichen Welt bekannt sind. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) sieht das jedoch anders aus: «Die fünf Elemente in der TCM sind Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser», erklärt Irene Elmer, Vorstandsmitglied des TCM Fachverband Schweiz.
Laut der Expertin werden in der TCM jedoch die Begriffe Funktionskreis oder Wandlungsphase gegenüber dem Wort Element bevorzugt. «Diese Begriffe sind etwas umfassender und beinhalten den dynamischen Faktor der Elemente. Die Elemente werden in der TCM nämlich nicht als etwas Statisches verstanden, sondern sind in stetigem Wandel und unterliegen konstanten Veränderungen», so Elmer.
Qualitative statt quantitative Einteilung
Während Lebensmittel bei uns häufig auf eine quantitative Weise – beispielsweise in Anzahl Kalorien, Fett- oder Eiweissgehalt – eingeteilt werden, spielen im Chinesischen qualitative Werte eine weitaus grössere Rolle. «In der TCM werden Nahrungsmittel vor allem nach Temperaturverhalten, Geschmacksrichtung und Wirkungstendenz betrachtet», fügt Elmer an.
Ebenso werden Nahrungsmittel in Bezug zu den verschiedenen Elementen und ihren Leitbahnen betrachtet: Je nach Geschmacksrichtung wird ein Nahrungsmittel einem Element zugeschrieben.
- Saure Nahrungsmittel gehören zum Element Holz (Leber und Gallenblase) und wirken nach innen beziehungsweise zusammenziehend. Wir kennen das vom Gefühl her, wenn uns etwas Saures den Mund zusammenzieht. Beispiele sind Heidelbeere, Ananas, Grapefruit, Kiwi, Quinoa.
- Bittere Nahrungsmittel gehören zum Element Feuer (Herz und Dünndarm) und wirken nach unten beziehungsweise ableitend. So erleben viele Menschen nach dem morgendlichen Kaffee den Drang zur Toilette zu gehen. Beispiele sind Kaffee, Kurkuma, Amaranth, Wildreis, Brokkoli.
- Süsse Nahrungsmittel gehören zum Element Erde (Milz und Magen) und wirken nach oben oder stärkend und entspannend. Das erkennen wir am ehesten bei der Wirkung von etwas Süssem, das unsere Energie anhebt und uns entspannt. Beispiele sind Fenchel, Karotten, Randen, Basmatireis, Buchweizen, Hirse.
- Scharfe Nahrungsmittel gehören zum Element Metall (Lunge und Dickdarm) und wirken nach aussen oder zerstreuend und öffnend. Dies kennen wir von der schweisstreibenden Wirkung eines scharfen Essens. Hier öffnen sich die Poren und Schweiss gelangt aus dem Körperinneren auf die Oberfläche. Beispiele sind Zwiebel, Knoblauch, Pak Choi, Radieschen.
- Salzige Nahrungsmittel gehören zum Element Wasser (Niere und Blaseund wirken nach unten beziehungsweise aufweichend und absenkend. Dies zeigt sich in der leicht abführenden Wirkung von Salz – zum Beispiel bei Glaubersalz. Beispiele sind Miesmuscheln, Tintenfisch, Gerste, Algen.
Unterschiedliches Temperaturverhalten
Auch das Temperaturverhalten eines Nahrungsmittels ist etwas, worauf in der TCM geachtet wird. «Jedes Lebensmittel hat eine thermische Wirkung, womit gemeint ist, dass es den Körper kühlen oder erwärmen kann. Wer in einem heissen Klima lebt oder generell eher zu heiss hat oder schnell schwitzt, benötigt mehr kühlende Lebensmittel, während jemand in kaltem Klima oder jemand, der oft friert, mehr wärmende Lebensmittel benötigt», erklärt Elmer.
Obwohl hier nicht alle Nahrungsmittel enthalten sind, gilt als Faustregel: Langsam wachsende Pflanzen, Wurzelgemüse und getrocknete Lebensmittel gehören zu den eher wärmenden. Schnellwachsende Pflanzen und Lebensmittel mit hohem Wassergehalt wirken hingegen eher kühlend:
Aber auch diese Einteilung ist nicht statisch, sondern kann vom Zubereitungsprozess beeinflusst werden, wie die Expertin beschreibt: «Wenn eine Tomate roh gegessen wird, ist sie stärker kühlend, als wenn sie gekocht ist. Grilliertes Fleisch wirkt hitziger als geschmortes Fleisch und gefrorenes enthält mehr Kälte als frisch zubereitetes Essen.»
Die Pole Yin und Yang
Das Dach der TCM-Theorie bilden jedoch die beiden Pole Yin und Yang. Sie gehen ineinander über, wandeln sich ineinander, ergänzen einander und bedingen sich gegenseitig. «Ganz einfach gesagt, ist der menschliche Stoffwechsel ein Zusammenspiel von Yin und Yang – eine ständige Umwandlung. Dabei steht Yang für Aktivität, Wärme und Energie, während Yin das Passive, Kühle und Ruhende repräsentiert.»
So können Nahrungsmittel laut der Expertin entweder das Yin stärken, indem sie uns kühlen, beruhigen oder Substanz geben: «Das wären zum Beispiel saftige, kühlende Lebensmittel wie Kaki, Kiwi, Melonen, Tomaten oder Spargel.» Sie können aber auch das Yang stärken, indem sie uns Wärme bringen und uns aktivieren: «Dies gilt zum Beispiel für Lauch, Knoblauch oder scharfe Gewürze wie Chili oder Zimt.»
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