Wir nehmen uns zwar vor, täglich frisch zu kochen, bei der Umsetzung hapert es aber. Wie können uns für mehr Frische und Genuss aus der eigenen Küche begeistern? «Meal Prep ist eine Möglichkeit», empfiehlt Koch- und Ernährungsexperte Holger Stromberg (51) . «Wer seine Ernährung, Einkäufe und Küche organisiert und Speisen vorbereitet, wird es dauerhaft leichter haben», erklärt er im Interview.
Frisch zu kochen, hat zahlreiche Vorteile, aber auch einen entscheidenden Nachteil: Es kostet Zeit. Warum lohnt es sich, diese Zeit zumindest hin und wieder zu investieren?
Holger Stromberg: Es ist eine wertvolle, erfüllende Zeit, da man sich etwas Gutes zubereitet, und zugleich mit allen Sinnen erlebt und gestaltet. Mit Meal Prep spart man Zeit, hat die Qualität selbst in der Hand und kann zudem Geld und Ressourcen sparen.
Sehen Sie weitere Herausforderungen und Hindernisse beim Kochen mit frischen Zutaten, und wie kann man sie überwinden?
Nicht jeder hat gelernt, frische Zutaten zu verarbeiten. Demgegenüber stehen unzählige Hilfsmittel wie Tutorials, Kurse und Küchenhelfer. Lebensmittel sind die zweitwichtigste Energiequelle, die uns zur Verfügung steht. Wer braucht da noch Überwindung?
Gibt es Routinen oder Hacks, die es leichter machen, Kochen und frisches Essen in den Alltag zu integrieren?
Meal Prep ist eine Möglichkeit. Wer seine Ernährung, Einkäufe und Küche organisiert und Speisen vorbereitet, wird es dauerhaft leichter haben. Anfängliches Chaos oder Unsicherheiten münden in routinierten Abläufen.
Welche Kochtechniken empfehlen Sie, um die Nährstoffe in frischen Lebensmitteln bestmöglich zu erhalten?
Dämpfen, Dünsten oder auch Braten. Aber gerade, wenn es um Nährstoff-Erhalt geht, empfehle ich Rohkost-Zubereitungen, wie das Fermentieren oder Marinieren. Bei der Speisenvorbereitung, dem ursprünglichen aus der Profiküche stammenden «mis-en-place», dem heutig geläufigen Meal Prep, wird zum Beispiel auch Gemüse für einige Tage vorbereitet, also gewaschen, geputzt und geschnitten etc. und in Frischhalteboxen gelagert. Das ist effizient und spart Zeit, in dem man an den Tagen darauf aus dem Vorbereiteten schöpfen kann. Köstliche, energiespendende Gerichte sind so in durchschnittlich fünf Minuten auf den Tellern. Ich selbst bin begeistert vom Vakuumieren. Das steigert die Ultra-Frischhaltung um bis zu 8 Tage.
Welche Lebensmittel sollten immer in einer gut sortierten Küche vorhanden sein?
Das ist selbstverständlich sehr individuell. Daher empfehle ich jedem dringend eine Warenkorb-Liste anzulegen. Dies bewahrt vor meist unsinnigen Impulskäufen und schafft Orientierung. Neben zu kühlenden Lebensmitteln sind meine Empfehlung selbstverständlich Haferflocken, Gewürze, zwei bis drei sehr naturbelassene Pflanzenöle (Raps-, Oliven-, Lein- oder Nussöl), Natursalz, Süssungsmittel (Trockenfrüchte, Apfel-, Obst- bzw. Fruchtmark, Honig), Nüsse, Hefeextrakt, Würzsaucen (Tamari oder Shoyu), nicht pasteurisierter (Apfel-)Essig, und Ballaststoffreiches, wie Vollkorn-Knäckebrot oder schwarzer Reis.
Welches Equipment empfehlen Sie für den täglichen Gebrauch?
Erstens ein grosses Holzschneidebrett, zweitens ein Teigschaber aus Edelstahl, drittens ein Gemüsehobel, und viertens drei Messer – wirklich nur drei, aber dafür scharf.
Welche kulinarischen Entdeckungen oder Kocherlebnisse haben Sie persönlich besonders inspiriert? Was inspiriert Sie im Alltag?
Unzählige, denn mein Leben richtete sich stets nach Kulinarik aus. Allein die Spezialitäten, die ich auf meinen Reisen kennenlernen durfte. Inspiriert haben mich stets Menschen, die respektvoll, leidenschaftlich und/oder virtuos mit Lebensmitteln umgehen sowie der Ausdruck in den Augen meiner Gäste, wenn sie der Genuss meiner Gerichte nachhaltig erfüllt. Im Alltag inspirieren mich Natur, Architektur, Interior Design, meine Frau und Kinder sowie Meditation.
Viele von uns wollen nicht jede Woche das Gleiche essen. Welche Rolle spielt Kreativität beim Kochen und wie kann man sie fördern?
Ich bin der Meinung, dass der oft selbst auferlegte Wunsch nach Abwechslung auf dem Fehlen einer geschmacklich begeisternden Routine beruht. Bis man also seinen Regelspeisenplan gemäss den eigenen Wünschen sowie dem Lebens- und Ernährungsstil entwickelt hat, stehen heutzutage zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung, die eigene Kreativität zu triggern und damit zu fördern. Kreativität beim Kochen wächst, wenn man den Druck herausnimmt. Impulse, Tipps, Tools und Orientierung bieten etwa Plattformen wie «Qlinarisch by QVC». Hier können Interessierte etwas Eigenes wagen und «Signature-Gerichte» im Speiseplan etablieren – also Gerichte, die unverwechselbar die eigene Handschrift tragen.
Was sind Food-Trends, die das frische Kochen wieder zurück in die Küche bringen?
Zum einen sicher Meal Prep, aber vor allem Ernährungstrends, wie die Planetary Health Diet oder Veganismus. So oder so ist die generelle Lust auf «bunt und gesund» geweckt – und das mehr denn je.
Manchmal muss es eben doch ein Fertigprodukt oder die Bestellung beim Lieferdienst sein. Welche Unterschiede gibt es hier? Worauf sollten wir achten?
Das gehört zum Leben dazu und kann durch «Clean Convenience» sehr gut mit einer bunten, gesunden und selbst zubereiteten Frischküche kombiniert werden. Clean Convenience heisst fertige Gerichte oder Produkte mit ausschliesslich naturbelassenen Zutaten. Fazit: Zutatenliste gründlich hinterfragen und die Philosophie des Herstellers mit dem eigenen Anspruch abgleichen.