Umso schwieriger wirds, wenn man keinen Standmixer hat. Oder oder wenn man zwar den Standmixer von jemand anderem benutzen darf, dann aber das mit dem Knethaken versemmelt. Oder wenn man es - wie ich - nicht so mit der Geduld hat. Oder schlicht und ergreifend die Muckis fürs Kneten fehlen. Das alles sind keine idealen Bedingungen für das Gelingen von Brot zu Hause.
Nun gibt es aber - dank dem Schatz Mr. P bei mir im Büro - ein garantiert gelingsicheres, fast schon dubelisicheres und granatengutes Brotrezept. Habe ich das Wichtigste noch nicht erwähnt? Es involviert kein Kneten! Das Rezept für dieses Brot ist ursprünglich wohl irgendwann mal in der NY Times erschienen. Inzwischen wurde es hundertfach angepasst und abgewandelt und nachgebacken. Ich kann mir sogar vorstellen, dass dieses Brot das Frühstücksverhalten in manchen Haushalten regelrecht revolutioniert hat, so gut ist es.
Was es dafür braucht - abgesehen von den Basic Zutaten (siehe Rezept unten) und ziemlich viel Zeit für das langsame Gehenlassen des Teiges: einen Römertopf (also einen Tontopf) oder einen Gusseisentopf oder Bräter (so à la Le Creuset) - mit Deckel. Meinen ersten Versuch habe ich mit dem grossen Le Creuset gemacht. Das Brot ist aber durch dessen längliche Form zu sehr «verlaufen» und wurde nicht schön in der Form. Also musste ein kleinerer Gusseisentopf her. Den habe ich auf dem Flohmi - für kein Geld - gefunden. Ich bin ein bitzli ein Glückspilz (in solchen Dingen...). In other news werde ich euch dann von weniger Glück erzählen, das ich diese Woche hatte... aber da jetzt das Wochenende quasi vor der Tür steht, wollen wir den Tag besser mal tendenziell positiv beenden. We wouldn't want to jinx it, would we now.
Macht 1 mittelgrosses Brot
Rezept hundertfach imitiert - von der NY Times
Zubereitungszeit: zwsichen 12 und 18 Stunden (zum gehen lassen)
Braucht einen hitzebeständigen Topf; z.B. Römer- oder Le Creuset-Gusseisentopf
Zutaten:
800 g Mehl - Weizen, Dinkel, Vollkorn, Ruchmehl... was immer dein Herz begehrt. Ich habe Dinkel- und Weizenmehl verwendet, halb-halb.
1 EL Salz
1/4 frischer Hefewürfel (10 g)
1 TL Zucker
4 dl lauwarmes Wasser
2.5 dl Bier (Zimmertemperatur) - ich habe «Kopfab» verwendet und den Rest selber getrunken, hehe
Mehl zum Bestäuben
Haferflocken, Kleie etc. für die Deko
Zubereitung:
Das Mehl in eine grosse Schüssel geben und mit dem Salz vermengen. Das fingerwarme - also nicht zu heisse und nicht zu kalte Wasser abmessen und ein paar Esslöffel davon in ein separates Schüsselchen leeren. Den Zucker dazu geben und die Hefe darin auflösen. Warten, bis die Hefe leicht zu arbeiten angefangen hat (das sieht man an den Bläschen). Zum restlichen Wasser das Bier geben. Hefegemisch und Bier-Wasser zusammen zum Mehl geben und alles vermengen. Dabei muss man sich wirklich keine besondere Mühe geben; es reicht vollkommen darauf zu achten, dass es keine Mehlklumpen mehr hat. Der Teig wird so noch sehr klebrig sein, das macht aber gar nichts. Die Schüssel mit Klarsichtfolie abdecken und an einem warmen Ort (es sollte nicht zugig sein. Ich stelle mein Brot zum Aufgehen manchmal in den Ofen - mit der Klappe offen) zugedeckt (vielleicht noch mit einem extra Deckchen, wenn ihr ihm ein bisschen Liebe geben wollt) gehen lassen. Und zwar für mindestens 12, besser noch 18 Stunden.
Nach der Gärzeit den Ofen auf 200°C vorheizen und darin den Römer- oder Gusseisentopf ohne Deckel vorwärmen. In der Zwischenzeit eine Arbeitsfläche mit Mehl bestäuben. Den Teig mit einem Teigschaber auf die bemehlte Fläche stürzen. Nun ganz rudimentär, ohne Kneten (remember: es ist schliesslich ein "Ohne Kneten" Brot) den Teig zusammenfalten (warum man das macht, keine Ahnung, aber es kommt gut!): von oben und von unten jeweils in die Mitte falten (wie einen Geschäftsbrief), dann noch die Seiten einschlagen. Den nun heissen Topf aus dem Ofen nehmen, und allenfalls ein bisschen bemehlen (muss aber wirklich nicht sein, das Brot löst sich auch so). Die Teigkugel umdrehen (Falte nach unten), allenfalls noch mit Mehl bestäuben und in die Form gleiten lassen. Wenn man möchte kann man oben noch ein Muster reinschneiden. Ich habe ein Rautenmuster gewählt. Tipp: wenn man das Brot leicht bemehlt bevor man es einschneidet sieht man das Muster schöner. Dann den Deckel drauf geben und in den heissen Ofen schieben.
Zur Backzeit: bei mir hat der Spass 50 Minuten gedauert (während derer nach und nach ein herrlicher Brotduft aufsteigt... hmm...). Ich habe die ersten 30 Minuten den Deckel drauf gelassen und dann den Deckel noch weggenommen für die letzten 15 bis 20 Minuten, damit das Brot eine schöne Farbe erhält. Das Brot ist ready wenn es gold-braun und knusprig ist, und sich leicht vom Rand des Topfes löst. Den Topf aus dem Ofen nehmen und das Brot im Topf auskühlen lassen.
Serviertipp: ich mag mein Brot am liebsten nur mit Butter (die nicht zu kalt ist) und einer Prise gutem Salz (fleur de sel von Reflet de France ist mein Favorit), ohne sonst was. So bin ich glücklich. Denn auf magische Weise macht das Bier das Brot so brotig (ähem) und intensiv im Geschmack. Da braucht man nichts drauf. Sehr gut ist es am nächsten oder übernächsten Tag auch als Brotsalat (nicht, dass man wirklich Reste hat, hmpf, aber man möchte wirklich jedes FItzelchen von diesem Goldstück noch irgendwie verarbeiten und geniesen). Im Prinzip ein Brotsalat wie der hier - nur sehr viel einfacher (oder für Faule). Dazu habe ich das Brot in grobe Würfel geschnitten (man denke an die Fondue-Brot-Stücke), diese in reichlich (...) Butter und Olivenöl knusprig gebraten, gesalzen, auf einer Platte angerichtet und mit Burrata drauf serviert. Wenn man dann die Burrata aufschneidet verläuft das alles und schmeckt zusammen mit dem knusprig, warmen Brot wirklich ausgezeichnet. Dass man da erst mal selber Brot backen muss, um drauf zu kommen? Wenn man es richtig bedenkt müsste das mein nächstes Rezept sein. Ha! Ich glaube, da fange ich doch gleich wieder an zu backen!
Happy weekend, loves!
Rezept: Scarlett Gaus von www.forkandflower.com