Klingt etwas plausibel, bringen wir vorgelegte Informationen in einen Zusammenhang, der zu einer logischen Schlussfolgerung führt. Der Duden beschreibt «plausibel» mit «einleuchtend; verständlich, begreiflich». Wir verstehen, warum Blumen welken. Begreifen, weshalb das Glace schmilzt. Um etwas zu verstehen oder zu begreifen, bedient sich unser Gehirn den gesammelten Eindrücken. In vielen Fällen landen wir damit auch bei einer richtigen Erklärung. In manchen bei einer falschen – aber einer plausiblen.
Ein Beispiel: Nehmen Sekundarschüler*innen im Englischunterricht Phrasal Verbs (Partikel und Verb, die in Verbindung eine neue Wortbedeutung erhalten) durch, wissen sie anschliessend «break up» mit «Schluss machen» zu übersetzen und «make up» je nach Kontext mit «vorbereiten», «sich schminken» oder «sich ergeben». Anders womöglich Primarschüler*innen, die erst gerade damit beginnen, ihr Englischvokabular aufzubauen. «Break up» könnte in ihrem Verständnis «aufbrechen» bedeuten und «make up» wortwörtlich «aufmachen». Der Wissensstand beeinflusst die Interpretation. Beide Schulklassen sehen sich in ihrem Denken bestätigt, obwohl die Jüngeren falsch liegen.
Eine Bestätigung, (k)eine Wahrheit?
Ihnen unterläuft der Bestätigungsfehler (Confirmation Bias). Als «Vater aller Denkfehler», bezeichnet Rolf Dobelli den Bestätigungsfehler in seinem Bestseller «Die Kunst des klaren Denkens». Die Theorie des Denkforschers Peter Wason begründet unsere Neigung neue Informationen so zu deuten, dass sie unsere These stützen.
Ah, das habe ich schon mal gehört!
In ähnlichem Zusammenhang steht der Wahrheitseffekt. Schnappen wir mehrmals eine Information auf, die uns aufgrund unserer Eindrücke plausibel erscheint, glauben wir sie eher. Weil? Die Information bereits irgendwo bei uns registriert wurde. Steht in der Zeitung also die Schlagzeile «Mousse au Chocolat hilft beim Abnehmen» und behauptet ein Influencer auf Instagram dieselbe Zeile, sehen wir darin wahrscheinlich schneller einen Wahrheitsgehalt.
Zu dieser Erkenntnis kamen Lynn Hasher, David Goldstein und Thomas Toppino. Sie zeigten 30 Probanden*innen Aussagen, die auf einer Wahrheits-Skala von eins bis sieben bewertet wurden. Die Aussagen beinhalteten plausible Informationen. Man führte das Experiment mit allen dreimal, in einem Abstand von je zwei Wochen, durch. Gewisse Aussagen wurden gezielt an allen drei Terminen vorgelegt. Das Ergebnis: Durch die wiederholte Erscheinung, wurde den Aussagen nach jedem Termin mehr Wahrheit zugesprochen. Auch den Falschen.
Wie können wir uns von den Mustern befreien?
Wir sollten bei einer These keine Behauptungen, sondern Fakten suchen. Dasselbe machen wir anschliessend für die Antithese und stellen beides einander gegenüber. Der Trick liegt darin, das grosse Ganze zu überblicken und nicht nur einen Teil davon. Klingt plausibel. Oder?