ASMR (Autonomous Sensory Meridian Response) beschreibt ein angenehmes Kribbeln, das sich vom Kopf über den ganzen Körper ausbreitet. Der Begriff sei ein nichtklinischer und komme deshalb in der Fachliteratur kaum vor, schreibt der Tagesspiegel. Die Zusammensetzung ASMR ist somit bloss ein Versuch, das Gefühl in Worte zu fassen. Ausgelöst wird dieses Empfinden durch unterschiedliche Geräusche. Die wären? Zum Beispiel: Fingernägel, die auf eine Dose tippen, flüstern oder blättern in einer Zeitung.
Forscher der Universität von Sheffield stellten fest, dass die Herzfrequenz von ASMR-Empfänglichen beim Schauen von ASRM-Videos durchschnittlich um drei Schläge pro Minute sinkt. Der Psychologe Claus-Christian Carbon erklärt auf Zeit Online, dass ASMR-Geräusche das Gefühl von menschlicher Nähe und Zuneigung transportiere. Das entspanne uns und helfe beim Einnicken.
Der Hype um ASMR begann 2009. Eine YouTuberin hatte damals ein knapp zehnminütiges Video hochgeladen, das einen schwarzen Hintergrund zeigt und ihre flüsternde Stimme wiedergibt. «Hallo, ich dachte, ich mache mal ein Video von mir, wie ich flüstere, weil ich es liebe, Leute flüstern zu hören», begrüsst sie ihre Zuschauer. Mittlerweile haben sich zahlreiche weitere ASMR-Videos im Internet gehäuft. Google spuckt beim Suchwort ASMR fast 254 Millionen Ergebnisse aus. Fans reden von einem akustischen Feuerwerk. Von «Brain Orgasms».
Reden ist Silber, Flüstern ist Gold
Neben der YouTuber-Szene setzen sich auch schon Stars vors Mikrofon, um zu ASMR zu verleiten. Das W Magazine führte eine Reihe von Interviews im Flüsterton. «The Wolf of Wallstreet»-Schauspielerin Margot Robbie erzählt darin in leiser Stimme, sie liebe aufgrund ihrer australischen Herkunft das Meer. Ein paar Sekunden später demonstriert sie den Sound ihrer Kindheit: ein streichendes Messer auf getoastetem Brot, mit dem sie einen Aufstrich verteilt.
Gal Gadot flüstert: «Ich spiele Diana im Film ‹Wonder Woman›». Im Anschluss löst sie die goldfarbene Alufolie einer Schokoladenmünze und beisst in das runde Schoggistück. In Geräuschen beschrieben: ein Knistern und Knacken.
Damit aber noch nicht genug. Firmen nutzen ASMR für Werbezwecke. 2017 veröffentlichte Ikea ein fast 26 Minuten langes Video, in dem Einrichtungsgegenstände hörbar gemacht werden. Ein Laken wird über die Matratze gespannt, Kleiderbügel an die Stange gehängt, ein Teppich mit Händen gestreift. Die Baumarktfirma Hornbach stellte eine Video-Serie vor und erläutert: «Du lebst. Erinnerst Du Dich? Fühl es auch, jetzt und hier».
- Regentropfen
- Zeitung blättern
- Haarschnitt
- Chips essen
- Flüstern
- Nüsse knacken
- Fliessendes Wasser
- Sprühflasche
- Knete kneten
- Brot schneiden
Bevor ihr euch jetzt in den Schlaf hört: Habt ihr ein Lieblingsgeräusch?