Irgendwann kommt der Moment, in dem wir merken: alles gelogen. Zahnfee. Osterhase. Samichlaus. Beauty-Mittel, die das Hautbild verfeinern. Zumindest letzteres müssen wir nicht komplett anzweifeln. Es gibt sie nämlich tatsächlich – obwohl angepriesene Produkte nicht immer halten, was sie versprechen. Viel Werbung, viel heisse Luft. Wem wir da noch Glauben schenken können? Dermatologin Marinanne Meli von der Praxis Dermanence in Zürich. Die Expertin hat uns erzählt, wie grosse Poren entstehen und wie wir dagegen vorgehen. Es folgt keine erfundene Fabelgeschichte. Sondern: Kompetentes Fachwissen.
Style: Frau Meli, wie entstehen grosse Poren?
Poren sind die Ausgänge der Talgdrüsen, über welche der Talg an die Hautoberfläche gelangt. Der Talg hat eine wichtige Schutzfunktion. Er schützt die Haut vor Umwelteinflüssen, Infektionserregern und Krankheiten. Die Grösse der Poren ist vor allem hormonell und genetisch bedingt. Personen mit Mischhaut und fettiger Haut neigen generell zu vergrösserten Poren.
Warum ausgerechnet diese Hauttypen?
Einerseits ist dort die Talgproduktion höher. Andererseits sammeln sich bei diesen Hauttypen auch vermehrt Hornhautschuppen und Schmutz an. Es kommt zur Verstopfung, die wiederum zu Mitessern führt, welche die Poren ausdehnen. Mit der Zeit ziehen sich erweiterten Poren nicht mehr zusammen und bleiben gross.
Und was begünstigt die Ausweitung der Poren sonst noch?
Sonne, Rauchen, Alkohol. Diese Dinge steigern die Talgproduktion – und somit die Vergrösserung der Poren. Ausserdem führt Sonnenbelastung zusätzlich zur Schädigung der Bindegewebsfasern. Das begünstigt die Hauterschlaffung, was eine Ausweitung der Poren als Konsequenz hat.
Wie beugen wir grossen Poren vor?
- Nikotinstopp
- Hautreinigung: und zwar morgens und abends ,um die Haut von Talg und Ablagerungen zu befreien. Bei der gründlichen Reinigung helfen auch elektrische Gesichtsreinigungsbürsten.
- Verwendung nicht komedogener Kosmetikprodukte: Komedogene Produkte fördern die Porenverstopfung. Also unbedingt darauf verzichten! Typische komedogene Inhaltsstoffe sind: Mineralöle wie Silikone, Vaseline oder Paraffin, Fette wie Lanolin und Öle wie Kokosöl, Erdnussöl oder Olivenöl.
- Täglicher Sonnenschutz durch ölarme Sonnencreme
- Klärende Maske: zum Beispiel Tonerdenmasken. Diese binden überschüssigen Talg und erschweren die Entwicklung von Mitessern. Unterstützend wirken regelmässige Hautpeelings.
Können Cremes und Seren Poren tatsächlich verkleinern?
Durch Cremes und Seren kann man die Verstopfung von Poren verhindern und eine optische Verkleinerung erreichen.
Welche Inhaltsstoffe müssen in diesen Produkten enthalten sein?
Die wahrscheinlich potentesten Inhaltsstoffe zur optischen Verkleinerung von Poren sind Vitamin A Derivate wie Tretinoin oder Retinol. Schälend und somit porenöffnend wirkt vor allem Salicylsäure. Ein weiterer sehr guter Inhaltsstoff ist die Glykolsäure.
Und ab wann sind Ergebnisse sichtbar?
Um einen Effekt durch Pflegeprodukte zu bewirken, braucht es mehrere Wochen bis Monate. Ein Produkt sollte sicherlich drei Monate lang angewendet werden, um die Wirksamkeit zu beurteilen.
Fünf Kosmetikbehandlungen im Überblick:
Fruchtsäure-Peeling
Fruchtsäure-Peelings sind chemische Peelings, bei denen meist Glykolsäure verwendet wird. Die Fruchtsäure löst abgestorbene Hornzellen ab und reinigt die Poren. Weiter fördert es die Zellteilung. Die Hautoberfläche wird gestärkt, kann mehr Feuchtigkeit speichern und glättet sich. Ausserdem wirkt die Fruchtsäure aufhellend. Je nach Fruchtsäuren-Konzentration ist die Haut nach Behandlung kurze Zeit oder mehrere Tage gerötet. Ebenfalls kann es zu Hautschuppen kommen. Die Fruchstäure-Peelings müssen repetitiv durchgeführt werden um die Wirkung aufrecht zu erhalten.
Fraktionierte Lasertherapie
Diese Therapie ist sehr effizient. Mit dem Laser werden kleine Löchlein in die Haut gestanzt: Es kommt zur Neubildung des Bindegewebes und zur Straffung der Haut. Nach der Behandlung ist die Haut geschwollen, gerötet und krustig. Die Abheilung dauert mehrere Tagen bis wenige Wochen. Das Endresultat hält längerfristig an.
Microneedling
Das Microneedling ist zwar weniger effizient und benötigt mehr Sitzungen als die fraktionierte Lasertherapie, bei dunklen Hauttypen ist sie aber weniger problematisch. Hier werden ebenfalls kleine Löchlein in die Haut gestanzt, jedoch mit kleinen Nadeln. Es wird keine Wärme abgegeben, weshalb der Straffungseffekt durch die beim Laser applizierte Wärme entfällt.
Jetpeel
Beim Jetpeel wird ein Wasser-Gasgemisch mit mehr als 200 Meter pro Sekunde auf die Haut geblasen, was zum Peeling und somit zur Reinigung der Poren führt. Weiter können bei dieser Behandlung verschiedene Seren mehrere Millimeter tief in die Haut eingebracht werden. Das Hautbild wirkt erfrischt und ebenmässig. Um diese Wirkung Aufrecht zu erhalten, muss das Jetpeel jedoch repetitiv durchgeführt werden.
Photobionische Therapie
Diese sehr milde Therapie fördert die Durchblutung der Haut, wirkt entzündungshemmend und führt zur gesteigerten Kollagenbildung. Hier kommt primär Rotlicht zum Einsatz. Häufig wendet man die Photobionische Therapie bei entzündlichen Hauterkrankungen und als Anti-Aging-Massnahme an. Durch die Kollagenbildung kann es zur Porenverfeinerung kommen. Die Therapie sollte ebenfalls mehrere Male durchgeführt werden, um das Ergebnis beizubehalten.