Die erste Prüfung, das erste Date, der erste Piks mit dem langersehnten mRNA-Impfstoff. Erste Male bleiben einzigartig. Sie sind einzig in ihrer Art – also unter dem gleichen Begriff nicht zu wiederholen. Logisch. Erste Wiedermale hingegen lassen sich unter derselben Bezeichnung mehrfach begehen. Durch Corona kamen neben gängigen ersten Wiedermalen (Gelato im Sommer, Glühwein im Winter) eine Reihe an neuen dazu.
Seit dem 1. März kann man in der Schweiz wieder Läden und Museen betreten. Seit vergangenem Montag wieder die Innenräume der Lokale – wo die Gläser wahrscheinlich gerade «Auf das erste Wiedermal in einer Bar» zueinander finden. Chin-Chin allerseits! Zusammengefasst erleben wir gerade eine andauernde Phase des ersten Wiedermals in banale Tätigkeiten. In die wir uns seit gefühlter Ewigkeiten hineinstürzen wollen. Vielleicht aber noch nicht mit Karacho.
Wir könnten vor lauter Tempo schliesslich ins schleudern geraten. Deshalb: Lieber ein paar Zentimeter Abstand zu viel nehmen, als Zentimeter zu wenig und bei leichten C-Symptomen zur Sicherheit gewissenhaft zum Stäbchen-Test. Wir tasten uns langsam in die Zukunft. Wagen Schritt für Schritt immer mehr. Ein Feuilleton-Redaktor der Zeit stellte kürzlich die Frage: «Doch wie geht der Weg zurück aus den bunten Netflix-Welten, aus den seltsam wattigen, weichzeichnenden Videokonferenzen in die raue Wirklichkeit?»
Mit Mode als Metapher
Designer*innen antworten darauf mit einem Schuhwerk für den Sommer, stellvertretend als Metapher für den Weg aus der Pandemie. Sandalen ausgestattet mit Federung. Quasi Airbags für ein sicheres Gefühl. Die Flip-Flops aus der aktuellen Kenzo-Kollektion wurden am Fussbett und Riemen mit gepolstertem Leder und einem Plateau aus Luftkissen versehen. Die Form ist inspiriert von der japanischen Geta-Sandale, die traditionell aus Holz gefertigt wird.
Kreativdirektor Felipe Oliveira Baptista erklärte gegenüber der amerikanischen Vogue seine Kollektion solle etwas über die Zerbrechlichkeit dieser Situation ausdrücken. Statt zum Tiefpunkt zu gehen, müsse man zum Hochpunkt: «Wir träumen von einer Zukunft mit Optimismus und kehren zu Dingen zurück, die wir vermisst haben.» Alle Pieces, die Kenzo in Paris präsentierte, kommunizierten eine Botschaft: Wir wollen raus. Aber mit ausreichend Schutz. Was im Alltag die Funktion einer Maske erfüllt, wurde in der Kenzo-Welt neben den gepolsterten Flip-Flops mit Kokon-Mänteln und Imkerschleier auf die Spitze getrieben.
Auch beim New Yorker Label Proenza Schouler sind die Schuhe gepolstert. Die Puffy Rondo Slippers wirken wie ein Puffermantel für Füsse – weich und warmhaltend, gut geschützt und geborgen.
Das Designer-Duo Lazaro Hernandez und Jack McCollough wollte etwas kreieren, das sich mühelos anfühlt. In ihren Designs sollen sich die Menschen wohl, sicher und frei fühlen. Spätestens mit dem zweiten Impfstich. Dem ersten Wiedermal nach vier bis sechs Wochen. Bis dahin harren wir die Zeit aus. Selbstverständlich in passender Mode. Also nichts wie ran an das Trend-Paar: